"Dieses kleine Wässerlein wird bald versickert sein ...", unkte einst Gustav Mahler über seinen Kollegen Hugo Wolf, und er läge - von heute aus betrachtet - gar nicht so falsch damit, wenn im Jahre 1888 der bis dahin tatsächlich eher tröpfelnde Werkfluss eines mit der eigenen Psyche Kämpfenden sich nicht urplötzlich in einen reißenden Strom hochwertiger Produktion verwandelt hätte. Wolf hatte sein "Liederjahr", und alleine die daraus resultierenden 53 Mörike-Lieder verschaffen diesem schwierigen Komponisten seinen Sitz im Olymp der Liedermeister.
Werner Güra und Jan Schultsz trafen aus der Fülle des Materials eine überzeugende Auswahl, vom mottohaft vorangestellten "Gebet", über die zahlreichen betrachtenden Lieder von Liebe und Vergänglichkeit, bis hin zur humoristischen "Storchenbotschaft" und dem walzerseligen Kehraus "Abschied". Die Anforderungen der Wolf'schen Lieder an den Sänger sind hoch, denn diese gedanklich sehr gehaltvollen Miniaturen lassen kaum Zeit, sich in sie hineinzudenken. Werner Güra meistert diese Aufgabe bravourös und zieht dabei alle (guten) Register des Liedgesangs. Seinen klaren, beweglichen und farbenreichen Tenor setzt er klug ein, und selbst beim "Feuerreiter" - ein Prüfstein für jeden Liedersänger - wird er mit seinem lyrischen Organ der geforderten Dramatik gerecht, wenn er seine Stimme bewusst und kontrolliert an ihre Grenzen führt. Jan Schultsz ist der emanzipierte und subtil gestaltende Partner, den der gleichwertig anspruchsvolle Klavierpart verlangt.
Tilman Stamer, 01.09.2007
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