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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Hugo Wolf

Mörike-Lieder

Roman Trekel, Oliver Pohl

Oehms Classics/Codaex OC 305
(68 Min., 10/2001, 11/2001) 1 CD

“Schlimm ist, dass diese Kritiker Meinung machen, eine Meinung wird gebildet, die nicht objektiv sein kann.” Dieser Satz, von Roman Trekel im Interview geäußert, fand sich bei der Internet-Recherche vor dem Niederschreiben dieser Kritik. Das sitzt! Gut, dass der Sänger im selben Interview auch bekennt, weder gute noch schlechte Kritiken zu lesen, denn nun muss schon wieder Meinung gebildet, nein, zunächst nur Meinung geäußert werden; bilden sollte sich der Leser im Zweifelsfall seine Meinung selbst und dazu einen Text wie diesen bestenfalls als bescheiden beratenden Beitrag werten.
Nur etwa vier Monate liegen zwischen Trekels Brahms-Aufnahme (für Arte Nova im Juni 2001) und der vorliegenden Wolf-Einspielung (Herbst 2001), und dennoch ist der Eindruck im letzteren Fall ein deutlich positiverer: Störten bei Brahms der häufige heldenbaritonale Zugriff vor allem in der Höhe sowie insgesamt eine gewisse Angestrengtheit, so erfreuen beim Wolf-Mörike-Programm eine breitere Palette stimmlicher Nuancen und eine durchgehend entspanntere Herangehensweise, selbst im Fall des hochdramatischen "Feuerreiters": An keiner Stelle entsteht hier der Eindruck einer forcierten Tonbildung. Wunderbar leidenschaftlich gelingt der ausbruchartige Schluss der anfangs schwermütigen "Verborgenheit"; eine Sternstunde vor allem auch für den Pianisten Oliver Pohl ist der euphorische Frühlings-Gesang "Er ist’s", den man eigentlich eher aus dem Mund einer Frauenstimme zu hören gewohnt ist. Kurzum: Viele echte Alternativen hat es bisher zu Dietrich Fischer-Dieskaus früher Version der Mörike-Lieder mit Gerald Moore am Klavier nicht gegeben (sie erschien kürzlich wieder bei EMI, allerdings nur als Teil einer größeren Box). Diese (allerdings quantitativ weniger vollständige) Darbietung des schwierigen Repertoires jedoch überzeugt in hohem Maße und revidiert, wie oben erwähnt, erfreulicherweise auch frühere Bedenken bezüglich Roman Trekels stimmlicher Frische.

Michael Wersin, 01.09.2007


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