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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Hugo Wolf

Goethe-Lieder

Geraldine McGreevy, Graham Johnson

Hyperion/Koch CDA 67130
(75 Min., 10/1999, 2/2000) 1 CD

Allenfalls mit der umfangreichen Aufnahmetätigkeit des Pianisten Michael Raucheisen, der sich in den Jahren des Zweiten Weltkriegs um eine repräsentative Dokumentation des Kunstliedrepertoires für den Reichsrundfunk in Berlin bemühte, kann man die Arbeit des englischen Liedbegleiters Graham Johnson vergleichen: Sämtliche Schubert-Lieder hat er bereits eingespielt, weitere Komponisten sind auf dem Weg. Bei Hyperion musste extra ein neues CD-Behältnis erfunden werden, um die selten unter hundert Seiten starken Beihefte aufzunehmen, die Johnsons detaillierte, manchmal ein wenig skurrile Untersuchungen zu jedem einzelnen Lied enthalten. Höchst erfreulich ist auch sein Klavierspiel, basierend auf kaum zu übertreffenden Erfahrungen mit sehr unterschiedlichen Interpreten und breitem Repertoire.
In gewohnt opulenter Ausstattung legt Johnson nun ein Album mit Goethe-Liedern von Hugo Wolf vor. Bedauerlicherweise leidet es an einem Schönheitsfehler, der bei Graham Johnsons CDs hin und wieder vorkommt: Die sängerische Leistung, hier diejenige der englischen Sopranistin Geraldine McGreevy, vermag nicht zu befriedigen. Genauer gesagt: McGreevy hat als Nicht-Muttersprachlerin trotz recht guter Diktion kein wirklich "schöpferisches" Verhältnis zur deutschen Sprache. Das kann ihr an sich nicht zum Vorwurf gemacht werden, führt aber dazu, dass in dem diffizilen poetisch-musikalischen Gewebe Hugo Wolfs immer wieder die letzte interpretatorische Prägnanz fehlt. Hinzu kommt die nicht ganz frei funktionierende Stimme, die vor allem im unteren dynamischen Bereich immer wieder in störendem Vibrato ausschwingt und in der höheren Lage bisweilen unangenehm "anschlägt", weil sie der nötigen Weite entbehrt.
Es gibt zwischendurch immer wieder wohlklingende Passagen oder auch ganze Lieder, die dieses Urteil in Zweifel ziehen oder kurzzeitig bedauern lassen, doch aufs Ganze gesehen ändert das nichts.

Michael Wersin, 01.09.2007


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