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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Robert Schumann, Frédéric Chopin, Johannes Brahms

Kreisleriana, Fantasien

Evgenia Rubinova

EMI 353 234-2
(75 Min., 1/2006) 1 CD

"Elle a tout d’une grande" bewirbt ein französischer Autohersteller einen Kleinwagen: Sie hat alles einer Großen. So könnte auch die Überschrift zu einem bemerkenswerten CD-Debüt lauten, das Evgenia Rubinova bei EMI eingespielt hat. Die Pianistin wurde 1977 in Taschkent geboren und lebt zurzeit in Frankfurt. Erste Erfolge hatte sie vor allem in England als Solistin mit renommierten Orchestern wie dem London Philharmonic - in der kommenden Saison sind Konzerte in der Alten Oper Frankfurt geplant.
Was bei diesem Debüt auffällt, ist die Souveränität, mit der Rubinova nicht nur technische Schwierigkeiten meistert - heutzutage quasi eine Selbstverständlichkeit -, sondern vor allem die Souveränität im musikalischen Ausdruck oder, anders gesagt, die weit fortgeschrittene Fähigkeit bei der Umsetzung von der Idee zum Klang. Nehmen wir zum Beispiel das "Intermezzo: Andante Con Grazia Ed Intimissimo Sentimento" aus Brahms’ Fantasien op. 116. Ein erstes Thema, das man als kalt und "Grau in Grau" beschreiben könnte, kontrastiert mit einem wärmeren Nachsatz. Statt diesen Kontrast hervorzuheben, behält Rubinova ganz richtig den ersten Charakter bei und setzt lediglich ausgewählte, sparsame Akzente. Ein Effekt nicht ohne eine gewisse Abgeklärtheit, aber vor allem ein ausgereifter Gestaltungswille. Ein einziger Rat, den man ihr für Brahms mitgeben möchte, ist der, die Polyphonie noch stärker zu berücksichtigen.
Den Ton für verschiedene Charaktere zu treffen ist eine Stärke, die Rubinova in der "Kreisleriana" von Schumann voll ausspielen kann. Dabei geht sie generell einen Weg der Mäßigung: Nichts von den manchmal an romantischen Irrsinn grenzenden Einfällen Schumanns wirkt bei ihr ins Groteske verzerrt, und die lieblicheren Episoden halten sich ebenso weit vom Kitsch entfernt. Mit diesen Mitteln gelingt ihr auch die Fantasie op. 49 von Chopin auf grandiose Weise.

Matthias Reisner, 01.09.2007


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