Naxos 8.554219
(66 Min., 11/1996) 1 CD
Wie lässt sich Ironie und Sarkasmus musikalisch darstellen? Im Falle von Schumanns, nach Heines “Buch der Lieder” zusammengestellten Zyklus “Dichterliebe” stellt sich die schwierige Frage zumindest bei “Ich grolle nicht”, “Ein Jüngling liebt ein Mädchen” und beim marschartigen Begräbnisgesang am Ende.
Wie kann der Interpret den Umschwung von der hoffenden und erfüllten hin zur bitter enttäuschten Liebe und ihrer sarkastischen “Verarbeitung” vermitteln? Die Frage läßt sich zumindest negativ beantworten: nicht durch allzu direkte, unvermittelte, “naturalistische” Textausdeutung. Genau diese scheint aber Sebastian Bluths und Anita Kellers Anliegen zu sein, wenn - pars pro toto - das Herzeleid mit kleinem Rubato vorbereitet und letztlich überzeichnet wird.
Was in der “Dichterliebe” an Heinescher Deutungsvielfalt verlorengeht, das gewinnt das junge, an der Berliner Eisler-Schule unterwiesene Interpretenpaar im Eichendorffschen “Liederkreis”. Sensibel gestalten sie hier die romantisch mit Traum- und Nacht-Metaphern verklärte Naturidylle - ein Verdienst vor allem der klug disponierenden, niemals aufdringlichen Pianistin. Sebastian Bluths an Fischer-Dieskau geschulter, heller Bariton verträgt noch manchen Registerausbau, sowohl in der mangelnd ausgeleuchteten Tiefe wie auch in der mitunter fragilen Höhe: damit das “Grollen” - zugegebenermaßen ein tenoral glänzendes - kein Vabanque-Spiel bleibt.
Christoph Braun, 31.03.1998
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