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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Adama

Avishai Cohen

Stretch/Concord/Edel Contraire SCD-9015-2
(60 Min.) 1 CD

Wenn ein Künstler gleich mit seinem allerersten, im Alleingang komponierten und arrangierten Album alle kritischen Widerstände aushebelt, ist er besondere Hervorhebung wert: Avishai Cohen spielt Baß, und es ist trotz Mingus oder Dave Holland noch immer nicht selbstverständlich, daß Bassisten sich vortrauen und den anderen die Notenblätter aufs Pult legen.
Cohens nahöstliche Herkunft verraten nicht nur sein Name und die Bezeichnungen einiger Stücke, sondern auch die (von Amos Hoffman gespielte) Laute Ud, deren Klang er in vier Stücken wie selbstverständlich in das Arrangement integriert, das - anders als bei Rabih Abou-Khalil - stets fest im Jazz verankert ist.
Ich betone das, weil es zwar immer wieder Kollegen mit netten eigenen Einfällen für neue Titel gibt, aber die werden dann oft lustlos und in einem ungefähren Unisono vorgetragen, damit man endlich mit dem Solo beginnen kann. Anders bei Cohen: Jeder bekommt, damit die Sache auch klingt, seine individuelle Stimme zugewiesen, und es gibt eine ordentliche, die Erwartung schürende und Spannung aufbauende Einleitung, wie dies etwa bei den klassischen Sessions für das alte Blue-Note-Label noch selbstverständlich war - eine fast untergegangene Kunst, die Avishai Cohen zu neuem, blühendem Leben erweckt.
In drei Stücken (die beiden Baß-Suiten sowie eine “Bass & Bone Fantasy”) stellt Cohen sein Instrument heraus, während er in den anderen Titeln beinah selbstlose Zurückhaltung übt - aber was heißt schon Zurückhaltung bei einem Musiker mit so prächtigem Sound und so fantasievoller Wahl der Noten?
Cohens Quintett ist mit Sopransaxofon (Steve Wilson) und Posaune (Steve Davis) auch nicht gerade konventionell bestückt. Zwei Titel präsentieren große Namen an den Tasten: Die einzige, kaum wiederzuerkennende Fremdkomposition “Bésame Mucho” bestreitet Brad Mehldau im Trio, und das lateinamerikanisch angehauchte “Gadu” nehmen Danilo Perez und Coproduzent Chick Corea (zurück am Fender Rhodes!) zum Anlass für ein spannendes Zwiegespräch. Lange schon habe ich mit einer aktuellen Jazz-CD keine so kurzweilige Stunde mehr verbracht.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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