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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Motor City Moments

Regina Carter

Verve/Universal Jazz 731454392723
(50 Min., 10/1999) 1 CD

Sie hat einige Jahre in München gelebt. Doch dort wurde das Talent der bedeutendsten Geigerin der Jazzgeschichte nicht erkannt. Nun errichtet Regina Carter ihrer Geburtsstadt Detroit ein würdiges Monument, das in seiner Vielseitigkeit - Swing, Bop, Latin und Songs von Stevie Wonder und Marvin Gaye – auf diese Stadt neugierig macht. Alle sprechen von der Jazzwiege New Orleans, von New York oder Chikago, allenfalls von Kansas City, doch eine Geschichte des Jazz ohne die Motor City Detroit wäre lückenhaft.
Aus Detroit stammen der Motown-Sound und die Bop-Größen Milt Jackson, Thad Jones und Lucky Thompson, deren Kompositionen hier vertreten sind, sowie die mitwirkenden Gäste des Albums, darunter Barry Harris, der neben Hank Jones und Tommy Flanagan bekannteste Pianist der Stadt, und der lange in Detroit pädagogisch tätige Trompeter Marcus Belgrave, der Geri Allen und James Carter unterrichtet hat. Regina Carter hat auf dem letzten Album ihres Halbbruders James Carter mitgewirkt; hier revanchiert er sich mit einem Gastspiel. Als weitere Gäste stoßen der Gitarrist Russell Malone und der Drummer Lewis Nash zu ihrer bewährten Formation.
Vielleicht wird man Regina Carter selbst einmal ein Denkmal errichten. Warum? Trotz aller geigenden Genies von Venuti bis Seifert gilt die Violine leider als Jazz-Außenseiter, ein Instrument für Europäer, die von der Klassik, der Kaffeehaus- und Zigeunermusik kommen, für weiße Amerikaner, die mit der Country-Fiedel aufspielen, oder es dient als Vehikel für Avantgarde-Freaks. Wo aber Regina Carter ansetzt, beim großen schwarzen Geiger Stuff Smith, führt der Weg direkt zum swingenden und boppenden Hauptstrom, wo man die Geige einmal als so selbstverständlich empfinden wird wie Posaune oder Vibrafon - dank Regina Carter und ihrem bei aller Vielseitigkeit des Könnens und der Vorlieben recht bodenständigen Geschmack.
Regina Carter ist tief in der schwarzen Tradition verankert und überzeugt mit natürlichem bluesigen Sound, mitreißendem Swing, sehr guter Technik, blitzgescheiten Einfällen, und einer originellen Phrasierung, an der man sie sofort unter allen Geigern heraushören kann. "Motor City Moments" ist ein abwechslungsreiches Album, das vom ersten bis letzten Ton auch dann nicht langweilt, wenn man es fünf Mal hintereinander hört.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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