Wenn sich der gefürchtete Power-Trommler und Fusion-Glätter Lenny White aufs trendige Hip-Hop-Jazz-Parkett begibt, steht Schlimmstes zu befürchten. Deshalb erst einmal: Entwarnung! Natürlich bekommen wir hier Synthesizer und Slap-Bass zu hören, natürlich knistern hier die Samples und brummen die Dance-Beats, und dennoch schafft dieser Brückenschlag von “Return To Forever” zum Pudelmützen-Jazz auch Stil und Stimmung - mit Mitteln, deren ästhetische Rechtfertigung noch Zukunftsmusik ist.
Und obwohl auch die Soli nicht so recht zueinander passen, bilden sie - jedes für sich - höchst hörenswerte emotionale Inseln im Strom. Vor allem der Saxofonist und Bassklarinettist Bennie Maupin, einst Whites Kollege in der Band von Miles Davis, bewahrt der Musik den human touch. Nicht ganz unvorstellbar, dass Miles selber heute eine Melange wie diese zusammenrührte: Electric Jazz im DJ-Stil. Wenn nicht an Miles, so hat Lenny White dieses Mal doch ganz fest an einen anderen gedacht: an den verstorbenen Tony Williams, der ja auch zuweilen viel Geschmack bewies. Ihm, seinem Vorgänger bei Miles und Bruder im Sternzeichen, hat White die CD gewidmet.
Hans-Jürgen Schaal, 31.01.1999
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