Der Mann besitzt einen Riecher für den Zeitgeist. Ohne diese Gabe wäre Quincy Jones schon in den fünfziger Jahren nach dem Bankrott einer Europatournee gescheitert. Dass er Platten von Jacques Brel und Charles Aznavour produzierte, rettete ihm die Existenz. Als Produzent von Michael Jacksons größten Alben wurde er reich, und als Erfinder der Fernsehserie „Prince From Bel Air" verdiente er weiter gutes Geld. Jetzt, wo sich in den USA das Interesse der swingenden Jazztradition der fünfziger Jahre zuwendet, setzt er sich mit einer fantastischen Big-Band-Produktion an die Spitze des Revivals der Großformationen. Und wie!
Drei Titel seines legendären, 1961 eingespielten Big-Band-Albums „The Quintessence" hat er raffiniert überarbeitet. Den Kontrabass ersetzte ein Elektrobass, und die Bläserarrangements wurden noch um einige Quäntchen komplexer, als sie ohnehin schon waren. Im knackigen, präsenten Klang spiegelt sich zudem die Erfahrung aus den Pop-Produktionen. Die Hälfte der Arrangements schrieb Jones selbst; der Rest stammt von Sammy Nestico, dem Co-Leader der mit hyperperfekten Studiomusikern besetzten Big Band. Auch er griff auf einige seiner Klassiker zurück, darunter „Ya Gotta Try", das als „Ya Gotta Try ... Harder" tatsächlich noch an Energie zulegt.
Mit „Basie and Beyond" ehren die beiden einen der Giganten unter den Big-Band-Chefs, Count Basie (1904-1984). Die swingende Fülle der ausgebufften Bläsersätze erinnert an die besten der für den Count geschriebenen Arrangements. Das Quincy-Jones-Sammy-Nestico-Orchestra schafft das Kunststück, den traditionellen Big-Band-Klang so raffiniert zu modernisieren, dass das alte Feeling erhalten bleibt. Die CD hat das Zeug, ein Big-Band-Klassiker zu werden.
Werner Stiefele, 16.11.2000
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