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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Spiritual Movement No. 1

Barbara Dennerlein

Bebab/BMG 250970
(78 Min., 8/2002) 1 CD

Es muss ein sehr freudiges Ereignis für Barbara Dennerlein gewesen sein, die Frucht ihrer jahrelangen Leidenschaft für die Kirchenorgel auf einer CD in die Welt zu entlassen. Jedenfalls zeigt das Cover die Künstlerin in zahlreichen Abbildungen als verklärt posierendes Modell bei der Hingabe an das geliebte Instrument; das Papier errötet ins sakrale Violett dazu, und die Schriftarten geraten darob durcheinander.
Doch Hand aufs Herz, haben nicht zumindest die Älteren unter uns sich nicht manchmal gewünscht, wenn der Kantor einmal wieder schleppend seinen Dienst versah, dass da ein Jimmy Smith so richtig die Pfeifen durchputzen möge? Der Orgel-Smith allerdings ist vielen von uns längst zu einem "Frankenstein auf Schloss Hammond" geworden - jetzt soll also seine musikalische Erbtochter in der Schlosskapelle mit der Weihwasserpistole spielen dürfen?
Ist ein Schuft, wer so Böses noch vor dem Erklingen des ersten Taktes des Konzertprogrammes auf der Goll-Orgel der Memminger St. Martins-Kirche denkt? Eine "Introduction" eröffnet den zwölf Stücke umfassenden Ablauf; eher brav werden in ihr traditionelle Kirchenklang-Fortschreitungen blautönend retuschiert. Es folgt ein Blues, und wer sich Böses dachte, wird dabei arg bestätigt. Die Jimmy-Smith-Klischees, die da aus den Pfeifen quellen, streben plärrend ans Tageslicht; und die viel gerühmte Pedaltechnik, mit der die Interpretin sonst ihre Hammon B3 zum Swingen und Kochen bringt, geriert auf dem Kircheninstrument nur einen schwer atmenden Bass mit der Phrasierungsqualität einer Drehorgel.
Doch zum Glück gibt es auch andere Stücke, die das Instrument nicht als Mega-Hammond brüllen lassen wollen. So gelingen Barbara Dennerlein in der Ballade "I Miss You" bewegend durchmodellierte Fortschreitungen, die ihren Reiz gerade daraus beziehen, dass sich die Interpretin von den Bluesskalen entfernt, sich der Orgel-Tradition aus erlebtem Jazzbewusstsein nähert - und dabei kurioserweise mitunter bei Monk-Anklängen landet.
Doch immer, wenn sie den Bass in kleinschrittige Viertel-Patterns zwingt, geraten ihr die Schichtungen in den Händen zum lüsternen Klanggeklingel. Wer Kirchen-Orgel so mag, der wird hier gut bedient, obschon ein gestandener A-Organist einwenden mag, dass bei ihm im Bass doch noch einiges mehr los wäre.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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