Es ist eine Rückkehr zu den eigenen musikalischen Anfängen: Biréli Lagrène, der 1980 auf seinem Debüt "Routes To Django" als Zwölfjähriger mit stupender Virtuosität und Musikalität die Fachwelt im Sturm einnahm und mittlerweile in nahezu sämtlichen Spielarten des Jazz brilliert hat, besinnt sich zwanzig Jahre später im "Gipsy Project" wieder seiner Wurzeln.
In klassischer Hot-Club-Besetzung mit zwei Rhythmusgitarren, Kontrabass und Geige (Florin Nicolescu) sowie einem Gastauftritt von Richard Galliano (Akkordeon) vermeidet er aber klugerweise die üblichen Schlachtrösser des Gipsy Swing. Seine Titelauswahl orientiert sich an seltener gespielten Stücken und setzt den Schwerpunkt in der Nachkriegszeit, als Django Reinhardt den Bebop für sich entdeckte.
Damit liegt er richtig, denn Biréli Lagrènes Ausnahmestellung unter den Django-Eleven beruht neben einer Virtuosität, die bei ihm so mühelos daherkommt, dass sie ihn mitunter gar zu langweilen scheint, vor allem auf seinem weiten musikalischen Horizont. Die vielfältigen Erfahrungen, die er in seiner abwechslungsreichen Karriere sammeln durfte, blitzen hier gelegentlich auf, wenn er sich vom traditionellen Kontext löst und modernere Stilelemente einbringt. Das könnte er für meinen Geschmack noch etwas öfter tun. Trotzdem ist diese Platte ein Muss für Freunde des Genres.

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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