“One 4 J”, das ist eine Disc für den Posaunisten J.J. Johnson. Wer diesem Ahnvater der modernen Jazzposaune eine Scheibe widmet, wagt sich weit aus dem Fenster. Steve Turre, einer der Top Ten unter den jüngeren Posaunisten, besteht die selbst auferlegte Prüfung mit Bravour. Mehr noch: Mit Joe Alessi, Steve Davis, Robin Eubanks, Andre Hayward und Douglas Purviance versammelte er fünf weitere Top-Posaunisten um sich, und auch die mit Stephen Scott, Peter Washington und Victor Lewis an Piano, Bass und Schlagzeug besetzte Rhythmusgruppe zählt zur Oberklasse. Mit Ausnahme des Titelstücks stammen alle Titel aus der Feder oder dem Repertoire von J.J. Johnson. Dabei setzt Steve Turre nicht immer die volle Bläsermannschaft ein; bei manchen Titeln hat er lediglich einen aus dem illustren Kreis neben sich. Selbst wenn originale Arrangements von J.J. Johnson auf den Pulten liegen, bewahren Steve Turre und die anderen Bläser ihre Eigenständigkeit. Zu spüren ist, dass sie sich mit den Originalaufnahmen auseinandergesetzt haben. Die Soli aber, die sind trotz mancher Bezüge eigen und neu. Für die beiden letzten Titel wechselte Steve Turre die Besetzung völlig: "Enigma" ist ein stimmungsvolles Duett mit der Pianistin Renee Rosnes und in "Minor Blues" ergänzt der Percussionist Abou M’Boup die Rhythmusgruppe. Gleichgültig, welche Besetzung gerade spielt, swingt jede Nummer so, wie es J.J. Johnson gefallen hätte. Hören kann er die Disc nicht mehr. Er ist 2001 an Krebs gestorben, bevor er ein ursprünglich mit Steve Turre und Robin Eubanks geplantes Posaunen-Trio verwirklichen konnte. Insofern ist die Disc nicht nur eine Ehrenbezeugung, sondern ein sehr persönlicher Abschied.
Werner Stiefele, 24.05.2003
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