Vor drei Jahren setzten Charlie Haden und Gonzalo Rubalcaba dem großen Buena-Vista-Hype eine bestürzend schöne Aufnahme entgegen. Das Album "Nocturne" versammelte verzärtelte Boleros aus Kuba und Mexiko, die einen ganz melancholisch stimmten. Bei dieser Musik kam man keine Sekunde lang auf die Selbsterfahrungsgruppen-Idee, Zigarre zu paffen, Caipirinha zu saufen oder blöd herumzuhampeln. Das war toll, aber irgendwie ahnte man, dass die versponnene Innerlichkeit auf "Nocturne" nur hauchdünn am Kunstkitsch vorbeigeschwebt war.
Dem Nachfolger "Land Of The Sun - La Tierra del Sol" gelingt das leider nicht. Die Aufnahme besteht im Großteil aus Bearbeitungen von Stücken des 1995 verstorbenen mexikanischen Komponisten José Sabre Marroquín. Wie auch immer die Liebeslieder im Original klingen mögen - hier jedenfalls schleppen sie sich sämig dahin. Flöten lispeln, Saxofone säuseln, Trompeten schwelgen. Das ist alles so süß und klebrig, dass einem sofort die Plomben aus dem Mund fallen. Keine Frage: Charlie Hadens Fähigkeit, mit nur wenigen Basstönen alles zu sagen, ist unübertrefflich. Auf "Land Of The Sun" wirkt diese erhabene Simplizität allerdings wie eine manierierte Pose. Dann hören wir doch lieber wieder den lustigen Kubanern zu.
Josef Engels, 01.09.2007
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