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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

Schwanengesang, 6 Goethe-Lieder

Werner Güra, Christoph Berner

harmonia mundi HMC 901931
(70 Min., 5/2006) 1 CD

"Rauschendes Bächlein, so silbern und hell …" beginnt die "Liebesbotschaft", das erste Lied des "Schwanengesangs". So silbern und hell, so einfach und doch so ergreifend klingt die Stimme von Werner Güra an dieser Stelle, dass man in den ersten Momenten des Zuhörens gefesselt wird. Und man fragt sich: Kann der Sänger diese Farbigkeit des Ausdrucks dort verwandeln, wo ganz andere Charaktere gefordert werden? Werner Güra kann es und noch mehr, er verleiht dem Gesang Präsenz und manchmal eine gewisse Theatralik, die die Naturschilderung und den Seelenzustand verschmelzen lassen. Man beachte hierzu nur die beiden Textstellen "Rauschender Strom, brausender Wald" in "Aufenthalt", zwei Varianten von beredter Dramatik. Güra hat bereits mit Aufnahmen weiterer großer Zyklen von Schubert und Schumann auf sich aufmerksam gemacht, und es ist keineswegs übertrieben, ihn einen der großen deutschen Liedsänger dieser Zeit zu nennen.
Schuberts musikalisches Vermächtnis beinhaltet auch die völlige Gleichberechtigung von Stimme und Klavier. Und es ist ein großes Verdienst dieser Aufnahme, dass Güra und Christoph Berner diese Gleichberechtigung exemplarisch umsetzen. Vielleicht wird mancher Hörer gelegentlich eine bessere Textverständlichkeit einfordern, doch darauf kommt es möglicherweise gar nicht so sehr an: Die Polyphonie und die Textausdeutung, die stellenweise durch die Dominanz des Klaviers – an den Pianostellen auffällig – herausgestellt werden, entschädigen in diesem Punkt reichlich.
Eine besondere Erwähnung verdient der hier verwendete Flügel, ein wunderbares Instrument aus der Manufaktur von Friedrich Ehrbar, Wien, gebaut etwa 1877/78. Sein Klang, weich, farbig und doch mit einem weiten Dynamikbereich, unterstützt die Absichten Berners wie eine zweite Singstimme. Pianist und Instrument verleihen dem Klavierpart so etwas wie eine eigene Körperlichkeit. Eine unbedingt zu empfehlende Einspielung.

Matthias Reisner, 01.09.2007


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