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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Franz Schubert

Messe Nr. 5 in As-Dur D 678

Tölzer Knabenchor, Wiener Akademie, Martin Haselböck

Capriccio/Delta Music 71086
(43 Min., 2004) 1 CD

Manchmal drängt sich der Verdacht auf, Schubert sei nur deshalb als Liedkomponist berühmt geworden, weil die anderen Sparten, in denen er brillierte, bereits von vorangegangenen Genies besetzt waren. Dabei dürften Schuberts Sinfonien, seine Klavierwerke und seine Kammermusik vielen Klassik-Hörern eingängiger sein als das ausgreifende, nicht immer einfach zu erschließende Liedschaffen. Am plausibelsten aber sind seine kirchenmusikalischen Werke, die jenseits jeder religiöser Annäherung alle Genres vereinen und sowohl in der Gesamtsicht seiner Messen wie auch innerhalb der einzelnen Werke das Schubert eigene Phänomen offenbaren: einfacher klingen als konzipiert, komplexer angelegt sein als die unmittelbare Wirkung erahnen lässt. In seiner späten As-Dur-Messe merken zumindest die Ausführenden sehr bald, wie schwierig Leichtes herzustellen ist. Umso beeindruckender präsentiert sich hier der Tölzer Knabenchor, der bis ins letzte dynamische und klangliche Detail höchste Präzision walten lässt, aber mehr noch: vom Geist dieser Musik, diesem eigentümlich emotionalen Nachhall des klassischen Stils und dem zum Teil noch unsicheren Verweis auf die Romantik. Auch das begleitende Ensemble Wiener Akademie unter Leitung von Martin Haselböck verfolgt da eine sichere Spur. Einzig die Solisten wollen nicht so recht hineinpassen in das weitgehend historische Klangbild. Sie verstehen ihre Parts durchweg zu sehr als eigenständige Partituren, verfolgen eigene Klangideen, wachsen weniger aus dem Chorklang heraus sondern formulieren eine Art moderner Antithese. Dennoch ist mit dieser Aufnahme nicht nur im Vergleich zu den bisherigen ein hoher Maßstab gesetzt, insbesondere was Chordisziplin, Flexibilität und Klangintensität angeht. Rein aufnahmetechnisch könnte der Chor in diesem Livemitschnitt noch präsenter sein, da überlagert das Orchester manchmal zu sehr das eigentliche Geschehen.

Helmut Mauró, 01.09.2007


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