Ganz ließ es sich der Produzent Marcus Miller nicht nehmen, auf der Platte des Saxofonisten Kenny Garrett auch präsent zu sein. So ist sein metallisch harter Elektrobass im ersten Titel "Song For DiFang" zu hören - und dies durchaus geschmackvoll als Soloinstrument neben dem Kontrabass, den Charnett Moffett spielt. In allen übrigen Titeln begnügte sich der Produzentenstar mit der Rolle des Organisators, der überwacht, dass das Gesamtprodukt rund und schlüssig ausfällt.
Das ist weitgehend geglückt. Die Einschränkung deshalb, weil der Schmachtgesang in "Happy People" etwas zu penetrant auf Airplay zielt, und auch im "Song # 8" ist die Gesangsstimme überflüssiger Zierrat. Nach dieser nicht gerade glücklichen Einleitung legt Kenny Garrett allerdings mit einem Altsaxofonsolo los, das für alles entschädigt. Auch sonst gelang dem einstigen Sideman von Miles Davis eine schöne CD, wobei er die musikalische Raffinesse oft im Understatement eingängiger Strukturen versteckt.
Der "Tango In 6" groovt sich bei aller rhythmischer Komplexität angenehm ins Ohr. "Ain't Nothing But The Blues" ist schon ein bisschen mehr als ein simpler Blues. Mit "Halima's Story", "Monk-ing Around", "Hole In One" und "Thessalonika" geht Kenny Garrrett danach wesentlich konsequenter zur Sache. In diesen Titeln spielt er seine enorme Instrumentenbeherrschung lustvoll aus - mal ungestüm, mal in stilvollen Formen.
Mit Charnett Moffett am Kontrabass, Vernell Brown am Piano und Chris Dave am Schlagzeug hat Garrett eine exzellent auf sein variationsreiches Spiel eingestimmte Band zur Seite, die gelegentlich durch den Vibrafonisten Bobby Hutcherson oder den Trompeter Michael "Patches" Stewart verstärkt wird.
Werner Stiefele, 07.03.2002
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