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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ella In Hamburg

Ella Fitzgerald

Verve/Universal 06025 1735222
(49 Min., 3/1965) 1 CD

Man kann sich das heute kaum noch vorstellen: ein Jazzkonzert als großes gesellschaftliches Ereignis, das alle anzog, die sich der Moderne verpflichtet fühlten – und das waren 1965, in der noch jungen Bundesrepublik, in erster Linie Menschen unter 40. Ella Fitzgerald galt als die absolute Ikone des Jazzgesangs. Sie war im Doppelpack mit dem Oscar-Peterson-Trio auf Deutschlandtournee. Die großen Konzertsäle waren ausverkauft, und zum Ereignis gab es, ganz dem gesellschaftlichen Rang entsprechend, ein aufwändig gemachtes Programmheft. In Hamburg wurde Ellas Auftritt für ein Livealbum mitgeschnitten, das jetzt zum ersten Mal weltweit als CD zugänglich gemacht wird. Nach den einleitenden Takten des Tommy-Flanagan-Trios nimmt eine Ella Fitzgerald in Topform ganz als elegant swingende "Bête de Scène" (und eben nicht "Rampensau") mit einer kurzen launigen Ansage das Heft in die Hand und führt das Publikum durch das festgelegte Programm von Klassikern des American Songbooks, einem kokett mit Rock- und Swingrhythmik spielenden "Hard Day’s Night", einem Ellington-Medley und feiert mit ihm das bejubelte Konzertende auf "Old MacDonald’s Farm". All das swingt wie die Pest (so die Ausdrucksweise der Jazzer damals), und Ella improvisiert und phrasiert in überschäumender Spiellaune souverän und abwechslungsreich. Aus heutiger Sicht mag man bedauern, dass Pianist Tommy Flanagan, der später eine Solokarriere als Virtuose der klaren modernen Linienführung machen sollte, nur gerade einen Solochorus – als Verschnaufpause für die Diva in einer Up-tempo-Nummer – spielen durfte. Doch Ella Fitzgerald selbst war in Hamburg auf dem Zenit ihres Schaffens, und die spezielle Ellamagie ist auf dieser Aufnahme hervorragend eingefangen.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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