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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Safe At Home

Russ Freeman

Just a Memory/Sunnymoon JAM 9160-2
(61 Min., 12/1959) 1 CD

Als Russ Freeman 2002 in Las Vegas 76-jährig verstarb, sorgte dies in der Jazzwelt nicht gerade für Schlagzeilen. Kein Wunder: Russ Freeman hatte seit 20 Jahren keine Platte mehr aufgenommen, ja sich schon 1967 mehr oder weniger aus der aktiven Jazzerei zurückgezogen. Wenn der Name Russ Freeman dann doch ab und an fiel, war damit leider meist sein Namensvetter, der Gitarrist und Bandleader der Smooth-Jazz-Band "The Rippingtons" gemeint, dem plötzlich in Artikeln die Ehre zugedacht wurde, mit Chet Baker gespielt zu haben. Mit Russ Freeman war ein Pianist und Komponist in unverdiente Vergessenheit geraten, der in mehreren wichtigen Formationen des West Coast Jazz ausgezeichnet gespielt hatte. Vor allem in zwei von ihnen nahm er eine Schlüsselposition ein. Im ersten eigenen Quartett des jungen Trompetenstars Chet Baker war er maßgeblich für dessen Erfolg verantwortlich, beim Meisterdrummer Shelly Manne blieb er elf Jahre. Als er begleitet von Manne ein Album mit André Previn aufnahm, waren solche Piano-Duos etwas noch Unerhörtes. Aufnahmen Freemans unter eigenem Namen sind eine so große Rarität, dass dem vorliegenden, bislang unveröffentlichten Konzertmitschnitt besondere Bedeutung zukommt. Wer 1959 in Vancouver Bass, wer Schlagzeug spielte, ließ sich nicht mehr ermitteln, doch dies tut dem Genuss ebenso wenig Abbruch wie die Aufnahmequalität, die gut, doch nicht überragend ist. Das Hören sollte einem gleich all jene Klischees aus dem Kopf schlagen, denen zufolge West Coast Jazz mit Cool Jazz gleichgesetzt wird. Russ Freeman, der mit Charlie Parker gespielt und Bud Powell offensichtlich studiert, aber nicht kopiert hatte, war im Grunde seiner Seele - darin unterschied er sich nicht von Westküstenpianisten wie Hampton Hawes oder Claude Williamson - ein Bebopper. Er konnte cool spielen, hatte aber in der Regel einen stark perkussiven Anschlag, der nicht so weit von dem eines Horace Silver entfernt war. Die Einwürfe der linken Hand erfolgen mit Impetus, die Linien der rechten federn mit Schwung. Freeman verstand das Klavier definitiv als Rhythmusinstrument. Zu dieser sportiven Vitalität passt, dass er einige seiner hier vorgestellten Kompositionen dem Baseball widmete. Sie macht, gepaart mit einer unprätentiösen schlichten Eleganz und einer beeindruckenden improvisatorischen Phantasie Freemans Spiel zu einem Erlebnis, das eine Entdeckung lohnt.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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