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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Sergei Rachmaninow

Klavierkonzert Nr. 2, Paganini-Rhapsodie

Lang Lang, Orchester des Mariinski Theaters, Valery Gergiev

Deutsche Grammophon/Universal 477 5231
(60 Min., 7/2004) 1 CD

Lang Lang live: Das ist immer ein Erlebnis. Der Mann hat Charisma, er besitzt Esprit, er weiß, was des Menschen tiefster Wunsch ist: Muße, die mit intelligentem Schauspiel gewürzt wird. Mit Emphase, Ekstase, Ereignishaftigkeit. Lang Lang bedient diesen Wunsch, er ist, in diesem Sinne, ein artiger Diener der Kunst. Aber er ist überdies auch ein phantastisch begabter Pianist. Er hat das Zeug zum Magier. Ob es klappt, wird man noch sehen. Denn eines ist ebenfalls klar: Man wird den Weg des nicht einmal 25 Jahre jungen Künstlers mit Bedacht verfolgen müssen, um dann das Urteil den Auguren der Interpretationsgeschichte zu überlassen: Jahrhunderttauglich oder nicht.
Die neue Aufnahme, ein Live-Mitschnitt eines Konzertes vom Juni 2004 in der Martti Talvela Hall in Mikkeli (Finnland), zeigt Lang Lang in prächtiger Spiellaune. Kein Wunder, die Stücke sind für jeden Pianisten seiner Klasse dankbar. Liegen gut, klingen gut. Machen etwas her. Und das Orchester des Mariinsky-Theaters, vom Wildfang Gergiev diesmal ungewohnt bezähmt und ebenso an der Leine gehalten, begleitet den Jungstar sowohl im zweiten Klavierkonzert als auch in der Rhapsodie über ein Thema von Paganini von Rachmaninow mit botmäßiger Dezenz: Virtuoses Blühen des Solisten ist also gestattet. Lang Lang macht davon Gebrauch. Aber er tut dies, vor allem im Klavierkonzert, mit einer interpretatorischen Eleganz, die man ihm dann doch nicht, jedenfalls nicht so, zugetraut hätte. Kaum eine Pranke fällt ins Akkordgewühl, lediglich die behandschuhte Hand. Kein Donnerwetter durchwirkt die Tasten hinauf und hinunter, nein, es ist die gleiche samtene Hand, die nur etwas entschiedener das Elfenbein drückt; ja: streichelt. Mit anderen Worten: Lang Lang sieht in Rachmaninow, der mit dem C-Moll-Konzert seine selbstmörderischen Zweifel gleichsam hinwegkomponierte, nicht den Dramatiker, sondern den Melodiker. Eine wohltuend zurückhaltend, kluge Deutung des von der Filmindustrie zum Schmachtfetzen herabgewürdigten Werkes, die in der vor Esprit funkelnden Deutung der Paganini-Rhapsodie so etwas wie eine launige Zugabe erfährt. Wie sagten wir eingangs: Lang Lang live: Das ist immer ein Erlebnis. Das stimmt, und es stimmt nicht: Lang Lang ist auch auf der Platte ein Erlebnis. Kompliment dafür. Und Grüße an die Auguren. Bei diesem Künstler bitte weiterhin genauestens hinhören! Der Olymp ist noch geöffnet.

Jürgen Otten, 01.09.2007


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