Als er sein Debütalbum "Eldar" aufnahm, war der am 28. Januar 1987 geborene Eldar Djangirov gerade 17 Jahre alt. Eins steht schon nach den ersten Tönen der ersten Nummer "Sweet Georgia Brown" fest: Der Kirgise mit Wohnsitz in den USA ist ein brillanter Techniker. In diesem Fall orientiert er sich an Oscar Petersons Stil, während sein "Maiden Voyage" Studien von Herbie Hancocks originaler Quintettaufnahme von 1965 spüren lässt, nur weicher und eleganter gefasst. Hier deutet sich schon an, dass der junge Mann nicht nur studiert und kopiert, sondern darüber hinaus eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Die Partner für diese Studioproduktion unterstützen ihn auf diesem Weg zur Eigenständigkeit: John Patitucci, jahrelang Bassist in Elektric und Akoustic Band von Chick Corea und der Schlagzeuger Todd Strait taugen nicht für Plagiate. So gehen die drei Thelonious Monks "'Round Midnight" wesentlich eleganter an als die Originalaufnahme des Meisters der blockig-sperrigen Klänge dies je gemacht hätte. Der selbstverständliche Fluss und die feinen Nuancierungen in Eldars Anschlag machen diese Interpretation zum fein hingetupften Kleinod. Zudem bleibt das Riesentalent nicht bei der Interpretation von Standards stehen. Unter den elf Titeln finden sich immerhin vier eigene Stücke, darunter "Point of View" mit dem Tenorsaxofonisten Michael Brecker als Gast. An Unisonopassagen von Brecker und Eldar zeigt sich dessen Spaß an virtuosen Kabinettstückchen. Andererseits deutet Eldars "Watermelon Island" die Offenheit für Souljazz und Funk an: eine wohltuende Ergänzung zu den swingenden Nummern. Die Schlussnummer, eine romantische Version der Ballade "Fly me to the Moon" vermittelt durch ihre feinfühlige Mischung aus zarten Passagen und Energie nochmals: Hier setzt ein großes Talent zum Höhenflug an.
Werner Stiefele, 04.03.2006
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