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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Sergei Prokofjew

Romeo und Julia (Auszüge), Sinfonie Nr. 6

NHK-Sinfonieorchester, Charles Dutoit

Decca 458 190-2
(77 Min., 5/1997, 3/1998) 1 CD

Ein stachliges Werk, diese Sechste von Prokofjew. Nur wenig findet sich hier von der guten Laune, der Verspieltheit oder auch der ballettistischen Pirouette, all den Markenzeichen, anhand derer Prokofjew gemeinhin identifiziert wird. Statt dessen: lakonische Aggression (einen weniger einladenden Sinfoniebeginn als diese unwirschen Staccatonoten des gestopften Blechs dürfte es wohl schwerlich geben), aber auch tiefe Verzweiflung und leise Traurigkeit. Erst im Finale kehrt dann der altbekannt ironische Prokofjew grinsend zurück. Aus einem heiteren Kehraus wird allerdings nichts: Das Werk bricht, mitten in einer großen Steigerung, wie vom Blitz getroffen einfach ab. Nicht leicht zu schlucken also, diese Sinfonie in der ungewöhnlichen Tonart es-Moll (die das Beiheft unterschlägt), doch dafür um so lohnenswerter, enthält sie doch einige der ehrlichsten und bewegendsten Momente von Prokofjews Musik.
Am Anfang scheint es, als könne Charles Dutoit der rauhen Schale des Stücks wenig abgewinnen; zu beiläufig, fast oberflächlich erklingt der bedrohliche Werkbeginn. Allmählich jedoch gewinnt Dutoits Interpretation Hand und Fuß; es ist eine verhältnismäßig schlanke, extreme Ausdrucksbereiche meidende Deutung, die gleichwohl gefährlich schmerzende Nadelstiche anzusetzen weiß, wenn es angebracht ist – etwa im Höhepunkt des Kopfsatzes oder im zuerst scheinbar so harmlosen Finale. Da auch dem Orchester aus Tokio, das Dutoit seit einiger Zeit leitet, Prokofjews Idiom nicht fremd ist, kommt eine mehr als beachtliche Aufnahme zustande.
Leider gilt dies nicht nicht für die Kopplung, einer Auswahl aus der Ballettmusik "Romeo und Julia". Hier überzeugt weder Dutoits Zusammenstellung, die fast nur aus verhaltenen, getragenen Nummern besteht, noch die ziemlich plumpe und pausbäckige Interpretation, die tänzerischen Schwung ebenso wie Biss vermissen lässt.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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