Arte Nova/BMG 7 43217 17672 3
(69 Min., 4/1991, 7/1998, 7/1999, 4/2000) 1 CD
Auf stahlhart intonierten Flügeln, mit einer kühnen wie erschreckenden Transparenz und in absoluter Verweigerung des Grandioso-Prunks kommen sie an, die h-Moll-Sonaten der Gegenwart, und mag die Höhe der erübten manuellen Standards uns auch schwindeln machen, am Klang würden wir die Interpreten unserer Zeit schwerlich unterscheiden können. Dahin sind Samt und Fülle der Horowitz und Gilels. Man schiebe das nicht auf die harten Filze oder Tontechniker!
Auch Alfredo Perls erste Liszt-Platte mochte man bei allem Respekt in die Reihe kühlsachlicher Analyse-Monokulturen einordnen. Seine ganz frisch im März eingespielte Liszt-Sonate biegt nun ganz überraschend aus dieser etwas schmalen Hauptreihe aus. Über hämmernde Selbstbeweise ist Perl hinaus und liefert die schwierigen Passagen mit einer fast duftigen Leichtigkeit ab, so leichgewichtig, wie ein Spiel nur sein kann, das noch einen Kern von Stahl hat, den dieses Werk wahrlich einfordert. Selbst die Prestissimo-Doppeloktaven sind von elegantem Schneid und fast provozierender Mühelosigkeit.
Und dann hören wir staunend eine ganz neue Anmut. Die "Dolcissimo"-Ruhephasen treibt bei aller Zerbrechlichkeit ein eigentümlicher Bewegungsdrang, welcher der motorischen Rasanz der Sonate weniger entgegensteht als sie vielmehr zart fortspinnt. Seiner sachlichen, akkurat dienenden Virtuosität hat Perl einen sparsamen, gleichwohl charakteristischen Lyrismus und Klangsinn hinzuerworben. Man kann diese Entwicklung hier sehr schön verfolgen, denn die Dante-Sonate ist von 1991 und kommt noch aus dem Eiskeller.
Matthias Kornemann, 06.07.2000
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