home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Ausgerechnet ein Italiener hat mit der Tragédie Lyrique eine originär französische Opernform kreiert - gewissermaßen die Tragödie des Sprechtheaters mit Musik ausgestaltet. Zwei Jahre vor seinem Tod schuf Lully, Günstling und Komponist des Sonnenkönigs, seinen "Roland". Im dem Ausschnitt aus Ariosts Renaissance-Text vom "Rasenden Roland" geht es den Helden Roland, der ausrastet, als er die Gewissheit hat, dass seine Liebe zu Angélique nicht erwidert wird und diese den mittellosen Médor vorzieht (Bühnenanweisung: reißt Bäume aus und schleudert Felsbrocken). Roland wird jedoch geheilt und zieht wieder aus, um Ruhm zu ernten.
Im spezifisch französischen Wechsel von erzählenden und reflektierenden Gesangsabschnitten, in denen viel Text verarbeitet wird, stechen besonders die innigen Duette, Ensembles und Chöre hervor: kompositorisch wie interpretatorisch grandios das Liebesduett Médor-Angélique in Chaconne-Form am Ende des 3. Aktes, die anschließende Chaconne mit Chorbeteiligung und schließlich die kurze und intensive Szene Ende des 4. Aktes, in der der Wut entbrannte Roland zur Hochform aufläuft.
Wie schon bei früheren Operneinspielungen der Talens Lyriques hat sich die Produktion im Umfeld von szenischen Aufführungen bewährt: Sänger wie Instrumentalisten nehmen die Bühnenatmosphäre ins Studio mit, dialogische Passagen geraten lebendiger und das mit ausgewogenem Klangbild und guter Textverständlichkeit - das vorbildlich gestaltete dreisprachige Libretto erleichtert die Orientierung.
Die Talens Lyriques und Rousset gestalten die bisweilen etwas langatmigen rezitativischen Passagen spannend, bisweilen leicht schwebend, sorgen in den illustrativem Szenen wie jener vom entfesselten Roland für Verve und Drive. Neben dem kräftigen Bass von Nicolas Testé und den Darstellern des Liebespaars ist besonders die beinahe ätherische Darstellung der Fee durch Salomé Haller hervorzuheben.

Peter Overbeck, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top