Im Sommer 2003 machte eine bestürzende Meldung aus Brandenburg die Runde. Das Umland Berlins drohe wegen stark unterdurchschnittlichen Regenaufkommens zu versteppen, hieß es da. Wie es dann um die Region bestellt ist, kann man auf den Platten der Hauptstadt-Band Yakou Tribe sehen und hören. Die erste CD des Quartetts, die 2002 veröffentlichte Aufnahme "Road Works", führte auf dem Cover und im Booklet Bilder voller Prärie-Einsamkeit, Tumbleweed-Melancholie und Telegrafenmast-Romantik. Die Masten sind immer noch da, auf der neuen Platte des Quartetts, und mit ihnen auch wieder jene Lust am musikalischen Verwirrspiel, die Berlins derzeit interessanteste Formation im Grenzgebiet zwischen Jazz, Americana und Pop auszeichnet.
Lebte der Platten-Erstling "Road Works" noch von einem tastenden Suchen im Staub jenseits des Mainstream-Highways, so sind auf "Red & Blue Days" die Strukturen klarer konturiert. Man hat es hier mit nonverbalen Songs zu tun, die Altsaxofonist Jan von Klewitz mit beißendem Pathos singt. Brückner greift dazu die Cowboy-Dobro. Bassist Johannes Gunkel und Schlagzeuger Rainer Winch kommentieren den eigenwillig-eingängigen Country-Jazz mit unrasierter Outlaw-Finesse.
Man kennt die vier Musiker, die sich beim Improvisations-Studium in Berlin, Köln, New York und Kanada die Sporen verdienten, aus dem Alltagsjazzgeschäft Berlins. Mit Yakou Tribe haben sie dem hektischen Treiben allerdings den Rücken gekehrt. Wer es nicht weiß: "Yakou" ist japanisch und bedeutet so viel wie "nächtliche Reise" oder "mystisches Schimmern"; wenn man das Wort allerdings falsch betont, kann daraus auch so etwas wie "Metallverarbeiterin" werden. Es ist wie mit der Musik von Yakou Tribe: Mystik, Dunkelheit und lustig-lustvolle Banalität liegen sehr nahe beieinander. Mag Berlin ruhig versteppen.
Josef Engels, 01.09.2007
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