Neo-Folk boomt, nicht zuletzt dank der deutschen Plattenfirma Acoustic Music, Heimat für die internationale Crème der Akustikgitarren-Virtuosen. Deshalb ist es im doppelten Sinn erstaunlich, dass Richard Leo Johnson nicht dort, sondern beim ehrwürdigen Jazzlabel Blue Note gelandet ist, dass allerdings schon länger ein Auge auf die Neo-Folk-Szene geworfen hat.
Johnson, im Hauptberuf renommierter Architekturfotograf, nähert sich der Gitarre als Autodidakt. Seine unvoreingenommene Erkundung des Instruments hat ihn zu Picking-, Tapping- und Flageolett-Techniken geführt, die er mit beeindruckender Virtuosität vorführt. Manche der vermutlich beim "Herumspielen" entstandenen Kompositionen betonen vor allem rhythmische und klangliche Aspekte und verlieren wegen ihres repetitiven Charakters nach einiger Zeit den anfänglichen virtuosen Stauneffekt. Andere Stücke tragen dank melodischer und harmonischer Einfälle besser über die eigene Länge.
Originell ist die Art und Weise, in der so illustre Musiker wie Paul McCandless, Glen Moore oder Cyro Baptista am Projekt partizipieren: Jeder bekam nur eine Aufnahme des Gitarrenparts zugesandt und musste dazu spielen, ohne zu wissen, was den Kollegen dazu einfiel. Ergebnis: Jeder geht auf Nummer sicher und doppelt oft das von der Gitarre vorgegebene Grundmaterial. Is that Jazz?
Jürgen Schwab, 01.09.2007
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