Der Luftstrom der Trompete und das durch eine Berührung ausgelöste Schwingen einer Gitarrensaite ergeben völlig unterschiedliche Grundcharaktere der Töne. Markus Stockhausen und Ferenc Snétberger nutzen diesen Kontrast aus kontinuierlichem und nach einem Impuls rasch abflachendem Klang in ihren zehn Dialogen. Dabei spielen sie – wie in "Obsession" – genussvoll mit hohem Tempo nebeneinander, wobei Dynamik- und Melodiefinessen andeuten, wie sorgfältig sie dieses vom ersten bis zum letzten Ton vergnügte Stück vorbereitet haben. Im weitgehend improvisierten "Ear to Ear" hingegen reagieren die beiden auf Einwürfe und Vorgaben des Partners – daher auch der treffende Name. Von Sehnsucht und Melancholie erzählt dieses sanft schwebende Stück, während "Strawberry Jam" auf einem kraftvollen Groove beruht. "Toni's Zirkus" hat gar eine so schöne und eingängige Melodie wie die großen Standards der Jazzgeschichte. Diese vier Titel deuten die Bandbreite der Musik an. Stellenweise spielen sie so eng umschlungen, dass sie wie ein lange zusammenlebendes Paar mit unterschiedlichen Worten dieselbe Geschichte erzählen – und doch jeder seine eigene Version einbringt. Dabei strahlt die Musik so viel Ruhe und Gelassenheit aus, dass sie eine schöne, von einem sanften Nachhall geprägte Welt abseits der alltäglichen Hektik öffnet.
Werner Stiefele, 30.11.2007
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