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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Felix Mendelssohn Bartholdy

Hebe deine Augen auf - Kirchenwerke VII

Kammerchor Stuttgart, Frieder Bernius

Carus/Note 1 83.206
(55 Min., 2/2005) 1 CD

Unerschöpflich ist die Fülle der geistlichen Chormusik Mendelssohns, und ebenso unerschöpflich scheinen die Quellen des für den Ensemblegesang geeigneten Sängernachwuchses zu sein, den Frieder Bernius seit Langem an sich zieht: Kaum einer der Vokalisten, mit denen Bernius in den 80er Jahren die ersten Folgen des Mendelssohn-Projektes realisierte, findet sich heute noch in seinem Kammerchor Stuttgart (abgesehen freilich von wenigen urgesteinsartigen Kräften wie dem immer wieder auch mit Soloaufgaben betrauten Bassisten Adi Seidel), und dennoch vermochte Bernius jene Klangqualität, souveräne Sprachbehandlung und strukturelle Durchsichtigkeit, die er spätestens in der dritten Folge dieser Reihe (eingespielt 1987) erreicht hatte, über nunmehr gut 20 Jahre hinweg scheinbar mühelos zu halten. Wie viel Mühe indes tatsächlich in einem solchen nur phasenweise und in wechselnder Besetzung probenden und konzertierenden Chorunternehmen steckt, weiß nur, wer dieses Metier aus eigener Anschauung kennt.
Die populärsten Schlager der geistlichen Chormusik Mendelssohns sind freilich für die vergangenen Folgen längst eingespielt worden; aufgehoben hat sich Bernius lediglich den in der vorliegenden Folge enthaltenen hochbeliebten dreistimmigen Frauenchor "Hebe deine Augen auf" aus dem Elias. Das bedeutet allerdings nicht, dass die hier enthaltenen Stücke etwa weniger hörenswert oder gar auf niedrigerem qualitativen Niveau angesiedelt wären. Ganz im Gegenteil: Das für den englischen "morning service" entstandene "Te Deum" von 1832 (in deutscher Sprache eingespielt) ist ein typisches Beispiel für die einzigartige Fähigkeit Mendelssohns, nach intensivem Studium älterer Vorbilder (hier aus der Fülle der barocken englischen Te Deum-Vertonungen) eine glückliche Verbindung traditioneller Satztechniken mit der zeitgenössischen frühromantischen Tonsprache zu schaffen - in diesem Falle noch deutlich näher am Stil der Vorbilder (Henry Purcells Idiom beispielsweise ist deutlich durchzuhören) als in der 15 Jahre später zwecks gemeinsamer Edition mit dem "Te Deum" entstandenen A-Dur-Fassung des 100. Psalms ("Jauchzet dem Herrn, alle Welt", 1842 schon einmal in einer heute bekannteren C-Dur-Version vertont), die im Zusammenspiel von Melodik und Harmonik einige der typischen herzerfreuenden "Mendelssohnismen" enthält. Und wer möchte schon auf den wundervollen Abendsegen "Herr, sei gnädig" oder auf die wundervollen "Drei Motetten op. 39" in lateinischer Sprache für Frauenchor und Orgel verzichten, besonders wenn er diese Stücke in Frieder Bernius’ schlichtweg vollkommener Interpretation genossen hat? Es sei die These gewagt, dass besserer Chorgesang als auf dieser CD praktisch nicht möglich ist: Die etwa 30 Stimmen, die den Kammerchor Stuttgart in dieser Aufnahme bilden, verschmelzen zu einem Klangkörper von geradezu unerhörter Homogenität. Perfekte Kongruenz auf allen Ebenen, gekrönt durch einen mitreißenden Wohlklang in gelungener Mischung aus Keuschheit und Expressivität - mehr kann man nicht wollen.

Michael Wersin, 01.09.2007


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