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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Es ist ein Dilemma für Achille: Zieht er in den Trojanischen Krieg, muss er sterben, wenn nicht, so werden die Griechen ihr Ziel der Befreiung Helenas nicht erreichen - so die Prophezeihungen. Das mythologische Heldendrama tritt aber in den Hintergrund, denn im Mittelpunkt steht die Enttarnung Achilles, der sich als Mädchen verkleidet versteckt hält. Ulisse (Odysseus) spürt ihn auf, bringt ihn dazu, sich zu verraten (wunderbar dargestellt auf einem im Booklet abgedruckten Gemälde von Battoni!) und nimmt den Jüngling mit in den Krieg, betrauert von der Königstocher Deidamia, die ihn liebt.
Händels letzte Oper aus dem Jahre 1740 - der Komponist hatte sich zwischenzeitlich dem Oratorium zugewandt - ist ein eher intimes Werk. Paolo Rollis Libretto arbeitet die Emotionen der insgesamt 6 Partien heraus, Händel vertont dies entsprechend mit teilweise sehr schönen Arien und verbindet sie ausschließlich mit Secco-Rezitativen, also ohne Orchesterbegleitung.
Der erste Eindruck täuscht, denn zunächst kommen Werk und Aufnahme zwar solide, aber etwas spannungslos daher. Das ändert sich jedoch ab Ende der ersten Szene. Der Impetus von Orchester und Sängern steigert sich beständig mit bisweilen halsbrecherische Verzierungen; das Orchester bietet ein breites Spektrum an Klangfarben und Dynamik, das Continuo wird differenziert eingesetzt.
Das Verfolgen der Handlung wird dadurch etwas erschwert, dass zwei männliche Partien weiblich besetzt sind (Ulisse war zu Händels Zeiten mit einem Kastraten besetzt) und dass im Booklet der Librettotext nur italienisch und englisch wiedergegeben wird.
Unter den Sängern, die allesamt bedacht und gezielt in den Da-Capo-Teilen verzieren, sind neben der Titelpartie besonders Dominique Labelle als Nerea (mit einigen der schönsten Arien) und Anna Maria Panzarella als Achille hervorzuheben; Antonio Abete verkörpert mit profundem Bariton überzeugend die Partie des Licomede. Beim Ensemble Il Complesso Barocco unter Alan Curtis ist auch diese Händelsche Paritur wie schon einige andere in guten Händen; vereinzelte Unsauberkeiten sind verzeihlich. Eine gelungene Darstellung von Händels eigener Lieblingsoper.

Peter Overbeck, 01.09.2007


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