Au weia. Auf dem Rücken der CD ist doch glatt eine weiße Taube abgebildet, die mit ihrem Schnäbelchen eine Klaviertaste runterdrückt. Zur Ehrenrettung von Lynne Arriale sei gesagt, dass sie diese Art von explizitem Kitsch gar nicht nötig hat. Natürlich, die neue CD der Pianistin ist zuvörderst als Statement für Hoffnung und Frieden in einer schlimmen Zeit zu verstehen. Man kann es am ermutigenden Plattentitel "Arise" ablesen und an der vielsagenden Songauswahl. Doch was Arriale zusammen mit ihren langjährigen Weggefährten Jay Anderson am Bass und Steve Davis am Schlagzeug mit gutmenschelnden Pop-Nummern wie "Change the World" oder "Lean On Me" anstellt, ist schon etwas Besonderes.
Die Lieder bleiben im melodischen Kern stets unangetastet, das schon. Aber sie bekommen plötzlich viele Fragezeichen. Es liegt an den harmonischen Umdeutungen, den rhythmischen Verschiebungen und der lyrischen Versonnenheit im Spiel der Bandleaderin. Sorgte Arriale als Klavier-Entdeckung der letzten Jahre mit schlüssigen Bearbeitungen von Jazz-Allgemeinplätzen für Aha-Effekte, so lässt sie das Real Book nun völlig zugeklappt. Recht so. Ihre eigenen Stücke sind stark genug. Und außerdem verfügt sie über die Gabe, in seichten Gewässern zu schippern, ohne jemals auf Grund zu laufen. Bestes Beispiel ist ihre Interpretation des Kirchentags-Schlagers "Kum Ba Ya". Anrührend, keinesfalls pathetisch, sorgt das sanfte Gotteslob für den adäquaten Schlusspunkt einer im positiven Sinne gefühlsintensiven CD.
Josef Engels, 01.09.2007
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