Hänssler Profil/Naxos PH 06015
(72 Min., 10/2005, 1/2006 - 2/2006) 1 CD
Vor allem mit seinen Bachinterpretationen hat sich der in Hamburg lebende Russe und Heinrich-Neuhaus-Schüler Evgenji Koroljov in den letzten Jahren als einer der Erben der russischen Pianistentradition profiliert. Die Mischung aus innerer Ruhe, Klarsicht und Schönklang, die beispielsweise sein "Wohltemperiertes Klavier" auszeichnet, wendet der 58-Jährige nun auch auf Mozart an – leider ohne großen Erfolg. Zwar sorgt Koroljovs singender Ton schon in der frühen Es-Dur-Sonate für schöne, getragene Melodielinien, zwar ist Koroljovs (vorbildlich eingefangenes) Mozartbild weitgehend frei von willkürlichen Manierismen, aber das unerschütterliche Gleichmaß, mit dem Mozarts Musik hier bei getragenen Tempi abrollt, macht sein Spiel eben auch ziemlich langweilig. Spritzigkeit und Spielwitz sind seine Sache nicht, all die rhetorischen Kontraste und überraschenden Wendungen, die Mozarts Sonaten den Lebensatem der Spontaneität verleihen, serviert Koroljov kreuzbrav. Statt (wie beispielsweise Michael Endres in seiner Gesamteinspielung) durch Akzentuierungen der Begleitfiguren in der linken Hand eine Spannung zum melodischen Geschehen aufzubauen, degradiert Koroljov sie zur bloßen Füllmasse des Klangraums. Vergebens sucht man in der c-Moll-Fantasie theatralische Tragik, in den Variationen der berühmten A-Dur-Sonate den pianistischen Nachvollzug übersprudelnden Einfallsreichtums. Eine Einspielung, die angesichts der erdrückenden Konkurrenz wenig Chancen haben dürfte.
Jörg Königsdorf, 05.08.2007
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