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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Zunächst einmal ist man geplättet von dem wunderbar ausbalancierten Orchesterklang, von der differenzierten Farbigkeit und dem ungeheuren Drive, mit dem Claudio Abbado die Ouvertüre anschiebt und dabei niemals drängelt oder gar hetzt. Das ist seine Sache nicht, wie man in den später folgenden Gesangspartien hören kann. Aber welche Spannung sich da auf die Musiker des Mahler Chamber Orchestra überträgt, kann man gegen Ende der Ouvertüre hören, wenn alles für einen Moment ins Laufen gerät. Gleichwohl: Allein schon wegen dieser gleichermaßen glanzvollen und sinnlich erfüllten Darbietung der Ouvertüre hat sich diese Aufnahme von Mozarts "Zauberflöte" gelohnt. Doch auch im weiteren Verlauf zeigt sich, dass dieses höchst inspirierte Orchester die Hauptrolle spielt, dass der Papageno von Hanno Müller-Brachmann erst durch den begleitenden instrumentalen Schwung und die wohlige Einbettung ins Ensemble seinen Charme entfalten kann, dass ein wohl gesetzter Flötentriller mehr sagen kann als viele gesungene Töne. Und auch die Figur des Tamino von Christoph Strehl wäre weniger überzeugend, malte das Orchester mit Abbado nicht kräftig mit am bezaubernd schönen Bildnis. Alles können die Instrumente zwar nicht schönfärben - Georg Zeppenfeld als Sprecher wird nicht nur wegen seiner angenehmen Stimme, sondern auch seines starken Lispelns in Erinnerung bleiben -, aber das müssen sie auch nicht in jedem Fall. Erika Miklósa etwa erfüllt die Figur der Königin der Nacht auch in deren großer Rachearie mit einer Leichtigkeit, als sei ihr Zornesausbruch alltägliche Laune und nicht existenzieller Blutrausch. So unterschiedlich die Singstimmen gestaltet sind, eines ist allen gemeinsam: Sie stellen nicht nur Charaktere dar, sie sind vielmehr selbst Charakter. Selbst die drei Buben vom Tölzer Knabenchor spielen sich trefflich singend in ihre Rollen. "Nimmer kommt ihr, Wonnestunden" singt Dorothea Röschmann mit solcher Hingabe, dass man es ihr erst einmal glauben muss. Aber zumindest für diese Produktion gilt dies nicht.

Helmut Mauró, 01.09.2007


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