harmonia mundi HMM 902250.51
(122 Min., 3 & 5/2016) 2 CDs
Schon vor längerer Zeit bekundete der Bariton Matthias Goerne, der einstmals als Lied-Sänger angetreten war, seine Stimme sei größer geworden. Entsprechend wagt er sich seither an wuchtigeres Repertoire, und so gibt es nach seiner „Schubert-Edition“ bei harmonia mundi nun ein „Wagner Project“ beim selben Label. Auf zwei CDs widmet er sich einigen markanten Szenen aus den „Meistersingern“, „Tristan und Isolde“, dem „Fliegenden Holländer“, „Tannhäuser“, „Parsifal“ und zwei Ring-Opern. Daniel Harding begleitet mit dem Schwedischen Radio-Sinfonieorchester und steuert einige Ouvertüren bei.
In der Tat ist Goernes Stimme deutlich voluminöser geworden. Sie scheint für das heldischere Repertoire auch an der richtigen Stelle zu sitzen, er singt sehr körperhaft mit offener Kehle. Sein im Liedrepertoire dazumal etwas störender „Edel-Knödel“ kommt dabei nicht mehr so zum Vorschein. Allerdings stört ein unruhiges Dauer-Vibrato, und der stimmliche Ansatz funktioniert insgesamt nur über ein weich-wattiges, leicht „schiebendes“ Einsteigen in die Phrasen und Einzeltöne. Das passt am ehesten zum großen Monolog des gekränkten König Marke aus dem zweiten Akt von „Tristan und Isolde“ (ja, auch diese Partie, die man eher mit dem Stimmtyp Martti Talvelas konnotiert, singt Goerne auf dieser CD). Für den „Holländer“ hingegen würde man sich eine direkte Attacke und ein metallischeres, helleres Timbre wünschen. Man fragt sich, ob das größere Volumen nicht eventuell mit einem Verlust auf Seiten des Farbenspektrums der Stimme erkauft ist. Am ehesten erkennt man den alten Liedersänger noch in Wolframs „Lied an den Abendstern“, wo es in der oberen Lage leichtgewichtige Passagen mit hohem Kopfanteil gibt. Weil aber Goernes Gesang von der Tontechnik insgesamt in recht halliger akustischer Ummantelung abgenommen wurde, lässt dieses Rezital über die Tragfähigkeit von Goernes Wagner-Ansatz auf offener Bühne kein letztgültiges Urteil zu.
Michael Wersin, 20.01.2018
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