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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Orlando Gibbons

Fancies For The Viols

L´Achéron

Ricercar/Note 1 RIC384
(74 Min., 4/2017)

Die Emanzipation der Instrumentalmusik im Übergang von der Renaissance zum Barock ist einer der besonders aufregenden Momente der Musikgeschichte: Es ist das dichte Geflecht vokalpolyphoner Kompositionen, das zunächst Vorbildfunktion hat für strukturell ebenso gefertigte instrumentale Werke. Auch der Klang der Instrumente und ihre Spielweise – Artikulation, Messa di voce etc. – ist noch dem vokalen Idiom abgelauscht, und die Instrumente, so ganz besonders das Violen-Consort auf diesem Album, bilden mit ihrem Timbre noch die besten Eigenschaften der menschlichen Stimme ab. Und dennoch öffnet die zwangsläufige Textlosigkeit dieser neuartigen Musik sogleich neue Horizonte, ermöglicht Spielern wie Zuhörern ganz neue Assoziationen: Kleine Motive wandern zwischen den Stimmen hin und her, werden imitiert und polyphon durchgeführt und sind dabei auf nonverbale Art eloquent. Die Auflösung der Bindung an eine konkrete Aussage erweitert und verstärkt paradoxerweise gerade das rhetorische Potential dieser Musik; das affektive Moment wird durch die Verallgemeinerung freigegeben für eine weiter gefasste, abstraktere Emotionalität als die durch einen Text evozierbare.
Orlando Gibbons lässt uns mit seinen Fantasien, Gaillarden und Pavanen diesen Moment der Emanzipation der Instrumentalmusik erleben. Das Ensemble L’Achéron bietet eine repräsentative Auswahl dieser wundervollen Musik, zwei- bis sechsstimmige Werke in polyphoner Machart, dargeboten auf nachgebauten Violen aus der Werkstatt des gewissenhaft mit alten Quellen arbeitenden Arnaud Giral. Viele Jahre haben die Musiker warten müssen, bis sie einen kompletten Satz von Instrumenten aus ein und derselben Hand ihr Eigen nennen durften. Die vorliegende Aufnahme spiegelt nicht zuletzt auch die tief empfundene Freude an diesen großartigen Instrumenten wider. Wir sind begeistert und bewegt von der schieren Schönheit dieser Musik und ihrer souveränen Interpretation.

Michael Wersin, 02.12.2017


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