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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Passin’ Thru

Charles Lloyd

Blue Note/Universal 5764988
(75 Min., 6 & 7/2016)

In der Hippie-Ära feierte der Saxofonist Charles Lloyd mit einer Band, die offen auf Rock- und Kiffermusik reagierte, weit über das Jazzpublikum hinausreichende Erfolge. Seine Karriere begonnen hatte er mit stilvoll coolen Improvisationen. Die Fähigkeit, über seine Themen mit einem bunten Strauß an Melodien zu improvisieren, prägte seine Konzerte jahrzehntelang. Zudem bewegte er sich mit Trance-Konzerten in der Traditionslinie von John Coltrane. Das alles (und noch mehr) vereint das Live-Album „Passin‘ Thru“, dessen Titel darauf anspielt, dass sich die Menschen in ihrem irdischen Leben nur auf der Durchreise zu etwas Späterem, Einzigartigen befinden.
So schattierungsreich und verschlungen wie Charles Lloyd improvisieren nur wenige. Diese Fähigkeit macht das 17-minütige „Dream Weaver“, das am 30. Juni 2016 auf dem Montreux Jazz Festival aufgezeichnet wurde, zu einem Highlight des intensiven, Freiheit und Disziplin verbindenden Spiels in der Nachfolge der Coltrane‘schen Trance-Auftritte. Die übrigen sechs Titel vom 29. Juli aus dem Lensic Theater in Santa Fe fallen gegen diese Transzendenz-Power ab. So tasten sich Lloyd, der Kontrabassist Reuben Rogers, der Pianist Jason Moran und der Schlagzeuger Eric Harland zwar ähnlich langsam in „Part 5, Ruminations“, gelangen aber nicht zu der traumweberischen Intensität. Ihr „Nu Blues“ ist eine heitere Bluesvariante, und in „Tagore On The Delta“ groovt das Quartett – Lloyd spielt hier Flöte – im Rockjazz-Gestus von Herbie Manns 1968 aufgenommenem Album-Klassiker „Memphis Underground“.
Im zwischen diesen Titeln angeordneten „How Can I Tell You“ blüht Lloyds Faible für melodienselige Balladen auf, und das Titelstück „Passin´ Thru“ kleidet das menschliche Leben in einen vergnügten Calypso. Mit dem meditativen „Shiva Prayer“ gedenken die vier schließlich einer 2014 verstorbenen Freundin Lloyds. Diese langsame, fast schleppende Improvisation schließt den Kreis zu den einleitenden, zögernden Klängen von „Dream Weaver“, die beim Drücken der Repeat-Funktion daran anschließen würden. Trotz dieser Kreisform stellt sich bei den sieben Titeln kein stilistisch schlüssiger Gesamteindruck ein. Das aber entspricht wohl dem normalen Leben, das in den seltensten Fällen wirklich stringent verläuft.

Werner Stiefele, 15.07.2017


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