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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Uprising

Miles Mosley

Verve/Universal 5758788
(45 Min.)

Wer im April der ersten Live-Show von Miles Mosley in Deutschland beiwohnte, musste feststellen: Dieser Hüne mit Revoluzzer-Baskenmütze und dem martialischen, um den Oberarm gewundenen Metallreifen ist ein leidenschaftlicher Kämpfer für die schwarze Musik der frühen 70er Jahre.
Aber noch etwas anderes wurde an dem Abend im Berliner Club Bi Nuu klar: In dem Umfeld des gefeierten Saxofonisten Kamasi Washington, zu dem auch Miles Mosley gehört, sind die Bassisten die originellsten Erscheinungen. Denn sowohl Stephen Bruner alias Thundercat als auch Mosley definieren die Funktion ihres Instruments deutlich universeller als die anderen Wahsingtonianer.
Wo Thundercat auf der Grundlage seines sechssaitigen E-Basses die wunderlichsten Popfunk-Songs konstruiert, setzt Mosley seinen Kontrabass so ein, als wäre er ein Wiedergänger von Jimi Hendrix' Strat. Mit klug eingesetzten Effekten lässt er das mächtige Stück Holz in seinen Soli fauchen und kreischen wie eine E-Gitarre. Das verkommt allerdings nie zu einer Zirkusnummer, sondern gibt den Nummern des Bassisten exakt die Prise Pfeffer, die sie brauchen.
Stilistisch bewegt sich Mosley, der auch als Sänger über die richtige Balance zwischen Kraftausdruck und Verletzlichkeit verfügt, in den Zeiten von Motown und Woodstock. Man hört gurgelnde Orgeln, hemdsärmelige Bläser mit viel Gospeltouch, schmissige Streicher, knochige Schlagzeuggrooves und fühlt sich auch textlich immer wieder an Gruppen wie Sly & The Family Stone oder War erinnert. Und doch ist in diesen Stücken, die bis auf die Aufnahme des moderner produzierten Albumabschlusses „Fire“ wie sepiafarbene Grußpostkarten aus dem alten Detroit wirken, auch einiges aus der jüngeren Vergangenheit eingeschrieben. Da tauchen Klavierostinati auf, die einer HipHop-Produktion entsprungen sein könnten (etwa in „Heartbreaking Efforts Of Others“ oder „Your Only Cover“), oder man wähnt sich in einer Grunge-Ballade (was daran liegen mag, dass Mosley nach seinem Studium bei u.a. Ray Brown auch mal für den Soundgarden-Sänger Chris Cornell tätig war).
Gewiss, Mosleys Lieder tendieren zu konventionellen Harmoniestrukturen und erscheinen oftmals nostalgisch. Aber die Energie und die Dringlichkeit, mit der der originelle Bassist sie spielt und singt, machen sie zu einem Ereignis. Live noch mehr als auf Tonträger.

Josef Engels, 08.07.2017


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