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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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A Rift In Decorum: Live At The Village Vanguard

Ambrose Akinmusire

Blue Note/Universal 5764970
(116 Min.) 2 CDs

Er kennt die Jazzgeschichte. Und er beherrscht eine Fülle von Spielweisen. Trotzdem ist der 35-jährige Trompeter Ambrose Akinmusire kein musizierendes Jazzlexikon, sondern ein großer Stilist im Spannungsfeld zwischen Hard Bop, Free Jazz und filigraner Transparenz, also im Jazz, wie er zwischen den 1950ern und den 1990ern entwickelt und danach verfeinert wurde.
Rockjazz und Fusion lässt der Trompeter beiseite, und der akustische Jazz seines Quartetts hat auch nicht das Geringste mit nostalgischer Traditionspflege zu tun. Stattdessen weist er in die Zukunft und übersetzt die Errungenschaften der Neo-Akustiker der 1980er und 1990er ins Heute. Letztendlich setzt er fort, was Wynton Marsalis und Kollegen in den 1980ern für die Jazzgemeinde zurückerobert haben: Wie sie bezieht er sich auf scheinbar Altes und schreitet doch weit in die Zukunft.
Vor allem aber verfügt er auf der Trompete über ein immenses Ausdrucksrepertoire, das von zarten, zerrissenen Klängen bis zu hellem, druckvollem Strahlen reicht. Seine Töne können blubbern, greinen, flirren, fordern oder verwehen, aber auch vehement explodieren, als habe er Chet Baker, Louis Armstrong, Kenny Wheeler, Wynton Marsalis, Art Farmer, Clifford Brown, Clark Terry, Lester Bowie, Miles Davis und all die anderen Giganten studiert und deren Bestes für sich nutzbar gemacht.
Ähnlich verhält es sich bei seinen Partnern. Auch der Pianist Sam Harris, der Kontrabassist Harish Raghavan und der Schlagzeuger Justin Brown sind in der Jazzhistorie bewandert und verfügen über eine breite Ausdrucksskala: die besten Voraussetzungen für postmodernen, Genregrenzen überschreitenden Jazz.
Der fast zweistündige Mitschnitt aus dem New Yorker Club Village Vanguard wird so zur Traumreise in eine Welt zwischen gefühlvollen Balladen, Free-Eruptionen, Stimmungsumschwüngen und zeitlos groovenden Passagen. Verlässlich ist an diesen Aufnahmen nichts außer der Tatsache, dass die vier in fast jedem Moment für eine Überraschung gut sind und das Spannungslevel über die komplette Länge der beiden Discs hoch halten.

Werner Stiefele, 24.06.2017


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