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N° 1353
13. - 24.04.2024

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am 20.04.2024



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Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

Sopranschlange Angela Gheorghiu hat in einem Interview in London ihren Rauswurf an der Lyric Opera of Chicago im vergangenen Jahr als »Promotion- Gag« bezeichnet. Die Sängerin hatte in Chicago Proben zu »La Bohème« geschwänzt, um eine Premiere ihres Mannes Roberto Alagna an der Metropolitan Opera in New York zu besuchen. Daraufhin hatte man ihr gekündigt. Im Endeffekt, so Gheorghiu, hätten alle Seiten Nutzen von der Affäre gehabt. »Wer wusste schließlich, dass es in Chicago überhaupt ein Opernhaus gibt, bevor ich dort rausgeschmissen wurde.«
Der 80-jährige Bernard Haitink blickt kritisch auf sein eigenes CDErbe zurück. »Bei Beethoven habe ich anfangs nicht exzelliert. Das war eher ‚middle of the road’«, so Haitink bei einem Interview in Berlin. »Ich war überhaupt immer skeptisch in Bezug auf CD-Aufnahmen. Sie bleiben etwas Eingefrorenes. Und Zeitverhaftetes. « Trotz seiner jahrzehntelangen Erfahrung wache er noch heute an Konzerttagen mit einem Stein im Magen auf. »Eine halbe Stunde vor Konzertbeginn denke ich dann: ‚Oh Gott!’ Erst wenn man den Frack anhat, verwandelt man sich irgendwie in ein anderes Tier.« Ihm habe »eine gute Eigenschaft « indes immer geholfen: »Ich traue den Musikern. Und bin nicht misstrauisch.« Nach wie vor plant der Dirigent drei Jahre im Voraus.
Nach Informationen aus Spanien wird Riccardo Chailly neuer Chef des Orquestra de la Comunitat Valenciana – als Nachfolger von Lorin Maazel. Der 56-jährige Chailly hatte im Vorjahr die Funktion des GMD an der Oper Leipzig im Streit niedergelegt, seinen Vertrag mit dem Gewandhausorchester jedoch bis 2015 verlängert. Da die Intendantin des Opernhauses von Valencia, Helga Schmidt, hochpreisige Superstars favorisiert, hat Chailly beste Verhandlungschancen.
Trotz massiver Etatkürzungen an der Oper von Los Angeles ist die mit 32 Millionen Dollar überaus teure »Ring des Nibelungen«-Inszenierung von Achim Freyer erfolgreich gestartet. Die unter dicken Fingerfarben verborgenen Sänger ebenso wie der Regisseur wurden bei der Premiere des »Rheingold « überwiegend gefeiert (auch von der Presse). Freilich wurde bei dieser Gelegenheit festgestellt, dass »Freyer« im Hebräischen soviel wie »Sauger« bedeutet – woran die italienische Internetseite «Opera Chic« die Betrachtung knüpft, offen sei nur, wer hier ausgesaugt werde. Anfang April folgt die »Walküre« – mit Hausherr Plácido Domingo als Siegmund.
Ins Visier der berüchtigten Loggionisten, also der Stehplatzfraktion der Mailänder Scala, ist erstmals Daniel Barenboim geraten. Bei einem Konzert mit Beethovens »Emperor«-Konzert (des Klavierkonzerts Nr. 5 Es- Dur), das Barenboim vom Flügel aus dirigierte, unterliefen ihm angeblich so viele Fehler, dass der Auftritt mit massiven Buhs quittiert wurde. Barenboim gilt als einer der auftrittslustigsten Klassikkünstler der Welt. In wenigen Tagen hatte er in Mailand eine Unzahl von Opernabenden, Konzertauftritten, Vorträgen, Interviews und Talkshows absolviert.
Sopranistin Diana Damrau kam bei einem Liederabend in Wien wegen eines abgängigen Blackberrys die längste Zeit nicht aus der Pause zurück. Endlich wieder auf der Bühne, beklagte sie in einer ausschweifenden Rede vor vollem Haus den Verlust ihres Technikteils, über das sie offenbar ihr ganzes Leben steuert. Allerdings sang sie dann anschließend, so berichtet es der Kritiker des »Standard«, von der Aufregung animiert die dargebotenen Debussylieder »mit noch größerer Intensität«. Der Blackberry, hört man, ist inzwischen wieder da.
Die österreichische Harfenistin und Theorbistin Christina Pluhar hält nichts von Authentizität: »Wer für sich beansprucht, authentisch zu musizieren, ist schon auf dem falschen Dampfer.« Pluhar hat mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata derzeit großen Erfolg mit ihrem zum Teil verjazzten Monteverdi- Album »Teatro d’Amore«. Sie hält die als »Jamsession-Elemente« beschriebenen Teile jedoch für Ironie. »Ein Scherzo musicale würde ich das nennen. Puristen mögen einwenden, das gehe zu weit. Ich glaube schon, dass das Publikum zwischen Witz und Ernst unterscheiden kann.«

Robert Fraunholzer, 05.04.2014, RONDO Ausgabe 2 / 2009



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