Ein neues Album von Max Emanuel Cencic sollte immer ganz schnell den Weg in den CD-Spieler finden. Jedes Mal wieder demonstriert er seinen Medaillenplatz unter den Countertenören, Tendenz eher Gold als Bronze. Auch seine neueste Einspielung bildet da keine Ausnahme, wobei „Rokoko“ als reines Hasse-Programm neben allen sonstigen Qualitäten zusätzlich beim Repertoirewert punktet. Bei sieben der elf Arien handelt es sich um Ersteinspielungen – nicht dass die übrigen allseits bekannt wären. Hört man die CD am Stück, fällt einmal mehr auf, dass Hasse für das Effektvolle und Virtuose ein sehr geschicktes Händchen hatte, dass seine eher getragenen Gesangsnummern aber gern ein bisschen nichtssagend oder banal daherkommen. Dem trägt auch Cencic Rechnung, indem er sich auf vier ruhigere Stücke beschränkt. Ansonsten gibt es nicht viel Neues über den Kroaten und Wahl-Österreicher zu berichten: Seine bezwingende Mischung aus sinnlicher Stimmschönheit, Expressivität und Virtuosität leistet erneut ganze Arbeit und macht „Rokoko“ zu einem weiteren Juwel in seiner Diskografie.
So viel Lob kann man seinem Fachkollegen Filippo Mineccia für die vokalen Qualitäten nicht aussprechen. Der 1981 geborene Italiener hätte in seinem Geburtsjahrzehnt durchaus reüssiert, in den letzten 30 Jahren aber ist das technische Niveau der Countertenöre (und damit auch der Anspruch des Publikums) kontinuierlich gestiegen. Mineccias Timbre ist alles andere als reizvoll, auf Dauer empfindet man es sogar als anstrengend, zudem ist er auch technisch nicht wirklich sattelfest. Das Hauptinteresse an „Alto Arias“ liegt daher im Komponisten begründet, meines Wissens liefert der Sänger hier das erste Opernrecital ausschließlich mit Arien von Leonardo Vinci ab. Und die lohnen die Bekanntschaft.
Seit Anfang der 90er Jahre ist sie der Züricher Oper verbunden, doch mit ihren Belcanto-Paraderollen, die sie auf „Donizetti Heroines“ zum Besten gibt, kam Elena Moșuc dort erst in den letzten zehn Jahren zum Zug, nachdem Edita Gruberová sich mit dem früheren Intendanten überworfen hatte. Im Vergleich zu ihrer älteren Kollegin wirkt die Rumänin deutlich weniger artifiziell, begibt sich mit mehr Verve in die virtuosen Steilkurven. Sie besitzt eine attraktive Stimme, überzeugt mit Höhensicherheit und technischer Versiertheit, dürfte allerdings mehr Mut zum Ausdruck zeigen, der emotionalen Gestaltung mehr Aufmerksamkeit widmen. Insgesamt aber eine eindrucksvolle Visitenkarte der Sängerin zu ihrem 50. Geburtstag am 18. Januar.
Gerade einmal halb so alt war Mirella Freni, als die Live- Aufnahmen auf „Soprano assoluta“ mitgeschnitten wurden. Aus den Jahren zwischen 1959 und 1962 stammen diese sehr frühen Zeugnisse von Frenis Kunst. Auch wer glaubt, die Sopranistin zu kennen, sie ohnehin schon schätzt oder liebt, wird von dieser CD hingerissen sein. Vom ersten Stück an („O mio babbino caro“) geht vokal die Sonne auf, man hört die Stimme förmlich lächeln. Ob mit Puccini, Bellini oder Mozart, die Freni verzaubert mit jugendlicher Frische, himmlischen Piani, weichen, federleichten Höhen, verströmt Charme und Liebreiz. Und bevor die Begeisterung allzu peinliche Formen annimmt, sei an dieser Stelle diese für jeden Vokalfan unverzichtbare Zusammenstellung auch allen anderen nachdrücklich ans Herz gelegt.
Michael Blümke, 22.03.2014, RONDO Ausgabe 2 / 2014
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