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»Ich habe dich heute noch gar nicht gehört, mache mir ein wenig Lärm vor!« Also sprach der deutsche Dichterfürst Goethe 1821 zum damals zwölfjährigen Knaben Felix, den ihm sein Freund Carl Friedrich Zelter nicht nur vorstellte, sondern gleich als Logiergast in Weimar unterjubelte. Und der 72-jährige Geheimrat muss es genossen haben: Das mit dem »Lärm« war, literarisch gesehen, »Litotes«, also besondere Wertschätzung per Untertreibung, auf Neudeutsch: durch Understatement. Der Knabe und der Alte konnten einander gut leiden, schon in seinem ersten Brief nach Hause schreibt Klein-Felix: »Jeden Morgen erhalte ich vom Autor des ›Faust‹ und des ›Werther‹ einen Kuss und jeden Nachmittag zwei Küsse!« Gott sei Dank weiß man ja, dass Goethe nicht unbedingt ein Päderast war ...
Nun hat das Fauré Quartett, nach herrlichem Brahms und Mozart, diesen jungen Mendelssohn »ausgegraben«, diesen lockigen Cherubim, der mit seinem Spiel gestandene Olympiker beglückte. Nummer 2 und 3, f-Moll bzw. h-Moll, haben Erika Geldsetzer, Sascha Frömbling, Konstantin Heidrich und Dirk Mommertz eingespielt: mit dem exakten Gespür für »nie zu viel, nie zu wenig«. Mommertz, der Pianist, bringt es auf den Punkt: »Balance ist immer wichtig, aber hier noch mehr als anderswo. Man darf die – pubertären? – Aufwallungen des jungen Felix nicht unterschlagen, diese Frische und Jugendlichkeit muss man herausarbeiten, gleichzeitig aber auch die Klarheit seines Denkens wahren: Nicht umsonst war er der Enkel eines Philosophen der Aufklärung.« Die hochgelungene Aufnahme ziert übrigens noch ein kundiger Booklettext des Bratschers Sascha Frömbling, re »Freundschaft Jung-Felix/Alt-Goethe«.
Eines waren die Faurés ja schon immer: abenteuerlustig, daher der vorzügliche Sturm und Drang des Jung-Felix. Als Neuestes schippern sie mit der Queen Mary 2, dem größten Passagierschiff der Welt, das dann nach New York fährt, als quasi »Artists in Residence«. Allerdings nur drei Tage, von Hamburg bis Southampton, weil sich hernach Konzerte in England anschließen. Veranstalter ist das Hamburger Magazin »Der Spiegel«, und deshalb heißt die Darbietung des Fauré Quartetts auch »Elbphilharmonie Konzert«, in Erwartung des neuen Hamburger Renommierbaus. Im August geht es los, und kosten tut es schlappe »ab € 2190 pro Person«. Da kann man nur hoffen, dass die Faurés daran kräftig beteiligt werden. Es gibt auf dieser Seereise zwar noch andere Höhepunkte (z. B. die attraktive und blitzgescheite TV-Moderatorin Maria Gresz mit einem »Talkabend«), aber es könnte gut sein, dass der Höhepunkt der Höhepunkte heißt: Fauré Quartett.
Thomas Rübenacker, 08.02.2014, RONDO Ausgabe 2 / 2010
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Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr