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Nur allzu leicht verdrängt man als Konzertbesucher, wie kurz die Zeitspanne ist, die das Orchester in seiner heutigen Form und Zusammensetzung tatsächlich das Podium beherrscht. Nach Jahrhunderten nur geringster Änderungen waren die Herausbildung standardisierter Ensembles und das solistische Spiel des Virtuosen um 1800 der Zündstoff, der die Entwicklung der Instrumente rasant beschleunigte. Die Halbierung der Instrumentenanzahl seit der Renaissance stand auf der anderen Seite das Feilen an Spieltechniken, Klangvolumen und Klangfarben gegenüber. Auch im Zuge dieser Entwicklung wurden Sackgassen beschritten, haben sich Hybridinstrumente gebildet und sind wieder verschwunden, darunter Arpeggione und Baryton, Harpolyre und Echokornett oder der Serpent. Andere Vertreter – wie das Saxophon – traten erst im 20. Jahrhundert ihren Siegeszug an. Je mehr man sich in Jérôme Lejeunes einführendem Essay und den Einzelartikeln im zweiten Teil des „Musikinstrumentenführers“ verliert, umso sicherer wird das Gefühl, dass auch der heutige Instrumentenstand nur eine Momentaufnahme ist, inmitten der sich unablässig ändernden ästhetischen Ansprüche an den Orchesterklang. Wie schon im ersten Teil, der den historischen Instrumenten gewidmet war, hat das Label Ricercar dem Lexikon (das diesmal separat in drei Sprachen erschienen ist und die 154 Seiten komplett in deutscher Übersetzung nutzt) auf 8 CDs Klangbeispiele zu allen Instrumenten versammelt. Diese aber sind – und das ist der Clou und unterscheidet diesen Führer von früher erschienenen, wie David Munrows Pionierleistung – keine Einspieler, die das Instrument isoliert zeigen, sondern Stücke oder Sätze aus Kompositionen.
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