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„Morgen Augsburg!“ Der verzweifelte Ausruf in Thomas Bernhards „Die Macht der Gewohnheit“ ist vermutlich immer noch ein Tabu in der bayerischen Renaissance-Metropole. Denn er meint – innerhalb einer reisenden Theatertruppe – so viel wie: „Ab in die Provinz!“ In diesem Jahr gilt der Schlachtruf immerhin für potente Mimen wie Klaus Maria Brandauer, Martina Gedeck und Hannelore Elsner. Sie finden sich alle wieder in der zweiten Ausgabe des Musik-Festivals „Mozart@augsburg“.
Mit Augsburg hat das wunderbare Wolferl nicht nur in Gestalt seines Vaters zu tun, der daher kam. Große Teile der Familie waren bayerische Schwaben der Region. Auch die ‚dreckigen‘ Bäsle-Briefe schrieb Mozart in Augsburg. Große Mozart-Interpreten sind mit der Stadt bis heute verbunden. Vorletztes Jahr starb hier die große Mozart- Sopranistin Sena Jurinac. Die wunderbare Janina Fialkowska (wichtigste Rubinstein- Schülerin) lebt heute hier.
Kuratiert und geprägt indes wird „Mozart@augsburg“ von dem trefflichen Sebastian Knauer. Als langjähriger Klavierpartner von Daniel Hope und Brandauer kann er musikalische Partnerschaften für Augsburg fruchtbar machen. Christian Tetzlaff, András Schiff und das Artemis Quartett, also Meister des Fachs, kommen in eine Stadt, die eben doch mehr ist als nur „die zweite Ausfahrt vor München“.
Mit Menahem Pressler, dem 89-jährigen Ex-‚Klavier-Primarius‘ des Beaux Arts Trios, gelang es sogar, eine echte Legende zu locken (im Verein mit dem Emerson String Quartet!). Luxuriöse Verhältnisse, die nicht zuletzt durch eine gesunde Sponsoren-Landschaft zu erklären sind. „Musiker müssen sich wohl fühlen“, nennt Knauer als Haupt- Zutat einer prominenten Künstlerkollektion. Das bedeutet: Begrüßung, Abholservice, schönes Hotel und kleines Catering in der Garderobe sind die Geheimkniffe, mit denen Künstlerseelen geschmeidig gemacht werden.
An strikte Themen glaubt Knauer nicht. „Die Festivals weichen meist sowieso davon ab, wenn ein bedeutender Musiker es anders will.“ Folgt: Lars Vogt spielt hier auch Schubert. Knauer selbst Beethoven. Mozart satt! Aber nicht zu satt.
www.mozartaugsburg.com
Robert Fraunholzer, 31.08.2013, RONDO Ausgabe 4 / 2013
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