Wer sagt, dass man seine Hände besonders schonen sollte, nur weil man auf sie angewiesen ist? Auch als Cellist macht Fußballspielen schließlich Spaß – und den Kopf frei, wenn man vom Üben müde ist. Julian Steckel hält nichts davon, sich in Watte zu packen, ohnehin passieren die meisten Unfälle bekanntlich im Haushalt. Im Übrigen war der Sport für den 29-Jährigen durchaus eine denkbare Alternative, obwohl er aus einem Musikerhaushalt kommt. Als Teenager hielt er sogar eine Teilnahme an den Olympischen Spielen als Läufer für ein durchaus denkbares Ziel. Zum Glück für die Musikwelt hat er sich dann aber doch für das Cello entschieden. Und wurde bald schon reichlich bei so ziemlich jedem wichtigen Wettbewerb belohnt. 2010 dann hat er beim prestigeträchtigen und deshalb besonders harten ARD-Musikwettbewerb in München so richtig abgeräumt: neben dem ersten Preis und einigen Sonderauszeichnungen auch den Publikumspreis. Seine soeben bei CAvi erschienene Aufnahme von drei ebenso saftigen wie sinnlichen Cellokonzerten des 20. Jahrhunderts (Korngold, Bloch & Goldschmidt) lässt keinen Zweifel, dass sich hier jemand auf dem Weg zum Olymp befindet. Und er muss dafür noch nicht einmal seine Laufschuhe anziehen …
Kleine Brüder müssen doch auch zu etwas gut sein, nur auf sie aufzupassen, kann unmöglich alles sein, dachte sich Sonya Ovrutsky 1984 und überredete den vierjährigen Mikhail, es doch mit dem Geigenspiel zu versuchen, damit sie zusammen musizieren könnten. Der Vater – Flötist im Bolshoi-Orchester – fand die Idee wohl gar nicht schlecht und besorgte Mikhail ein Instrument. Schon ein Jahr später landete der Filius in einer Spezialschule für musikalisch hochbegabte Kinder. 1991 zog die Familie in die USA, und Mikhail konnte an der Juilliard School und am Curtis Institute weiterlernen. Doch mit 16 Jahren brach er allein nach Köln auf, um an der dortigen Musikhochschule bei Zakhar Bron zu studieren, dessen Assistent er mittlerweile ist. Die Preise, die er gewonnen hat, lassen sich kaum noch zählen – und auch Anne¬-Sophie Mutter ist auf den Geiger aufmerksam geworden, hat ihn gefördert und mit ihm konzertiert. Seine bisherigen Lebensstationen Russland, USA und Deutschland bilden folgerichtig das Thema seines Programms »Turning points« (Wendepunkte) bei Berlin Classics, bei dem ihm (wie sollte es anders sein) seine große Schwester Sonya zur Seite steht.
Nicht den ersten Preis zu gewinnen, kann für eine Karriere unter Umständen förderlicher sein als den Siegerpokal davonzutragen – auch und gerade beim Warschauer Chopin-Wettbewerb. Begann nicht Ivo Pogorelichs kometenhafter Aufstieg 1980, nachdem er bei eben diesem Concours nicht über die dritte Runde hinauskam und Martha Argerich daraufhin wütend die Jury verließ? Auch im vergangenen Jahr gab es in Warschau für den allgemeinen Favoriten Ingolf Wunder kein Gold, und doch sieht es ganz so aus, als würde das sein Fortkommen nicht nur nicht behindern, sondern geradezu beflügeln. Ursprünglich wollte der 25-jährige Österreicher Geiger werden, wurde da auch schon als Wunderkind bejubelt, bevor er sich im ›hohen‹ Alter von 14 Jahren nach einem äußerst erfolgreichen Debüt im Schubert-Saal des Wiener Konzerthauses doch für die Pianisten-Laufbahn entschied. Eine kluge Entscheidung, wie sich herausgestellt hat: Die Deutsche Grammophon hat Ingolf Wunder Anfang des Jahres exklusiv unter Vertrag genommen und veröffentlicht im Juni seine erste Aufnahme – natürlich ein Chopin-Recital.
Michael Blümke, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 3 / 2011
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