Mit einem frischen Schwung von neun Wiederveröffentlichungen setzt das Label Glossa seine auch visuell ungemein ansprechende »Cabinet«-Reihe fort: Favorit des Autors ist diesmal die 1991 entstandene Einspielung von vierzehn Sonaten Johann Heinrich Schmelzers (ca. 1620-1680); die Ensembles »Aurora« (Enrico Gatti) und »Labyrinto« (Paolo Pandolfo) vereinten sich hierfür zu immer wieder aufs Prächtigste erblühendem Wohlklang der wirklich außergewöhnlichen Art (GCD C80003). Von Interesse sind außerdem Mozarts skurrile Bassetthorn- Divertimenti, aufgenommen 1996 vom »Stadler Trio«: Erstaunlich, welche Vielfalt ein großer Komponist in nur dreistimmigen Sätzen herbeizaubern kann (GCD C80602). Die schweizerische Sopranistin Claudine Ansermet glänzt mit Lautenliedern der Renaissance (1999, GCD C80002), das Vokalensemble »La Venexiana« präsentiert das erste Madrigalbuch von Sigismindo d’India (2000, GCD C80908) nun im Niedrigpreissegment … All das und manches mehr, verziert mit kolorierten Pflanzen- und Tierzeichnungen aus alten Folianten, gibt es bei »Glossa cabinet« diesmal zu entdecken.
Wiederveröffentlichungen ganz anderer Art präsentiert EMI in der Reihe Electrola Collection: Sechs Klassiker des Opern- und Operettenrepertoires kommen hier in neuem Gewand wieder ans Tageslicht. Bedauerlicherweise seit längerem vergriffen war z.B. Robert Hegers Einspielung von Lortzings »Undine« (1966) mit Anneliese Rothenberger, Peter Schreier und Hermann Prey – diese Box enthält zusätzlich eine Bonus-CD mit zeitgenössischen Interviews zur Produktion, die bei der Erstveröffentlichung nur LP-Subskribenten mitgeliefert bekamen (EMI 087 4542). Nur gebraucht bekam man zuletzt auch Franz Lehárs »Zarewitsch « in der Einspielung mir Rita Streich und Nicolai Gedda unter Willy Mattes von 1968 (087 4592). Hörenswert außerdem Gustav Mahlers Bearbeitung von Carl Maria von Webers »Oberon«, die James Conlon 1992 mit Deborah Voigt und Ben Heppner einspielte (EMI 087 4642). Und, unvergessen, Humperdincks »Königskinder« unter Wallberg: Wer hätte das finale »Verdorben! Gestorben!« jemals herzzerreißender gesungen als Hermann Prey (EMI 087 4692)?
Am 3. Juli 2011 jährte sich der Todestag der amerikanischen Sopranistin Lorraine Hunt Lieberson zum fünften Mal: Ihr Brustkrebstod mit nur 52 Jahren erschütterte seinerzeit die Musikwelt. Ein Doppelalbum von harmonia mundi, das einige Höhepunkte ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Nicholas McGegan enthält, macht noch einmal schmerzlich bewusst, welch großes Können sie mit ins Grab genommen hat. Besonders bewegend: Das Duett »To thee, thou glorious son of worth«, mit dem sich Theodora und Didimus in den Märtyrertod verabschieden. An Lorraine Hunt Liebersons Seite singt hier, sich im Timbre erstaunlich gut mit ihr mischend, der Countertenor Drew Minter. Nicht weniger bewegend das Lamento der Dido (»When I am laid in earth«) aus Purcells »Dido and Aeneas«. Kurzum: ein großartiges Geschenk an alle Hunt Lieberson-Fans und gleichzeitig eine faszinierende musikalische Wundertüte für alle, die die solchermaßen würdig Geehrte noch nicht kennen.
Michael Wersin, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 4 / 2011
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