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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Musik auf Herz und Nieren: Die Bundesärztephilharmonie (c) Kerstin Pukall

Pasticcio

Vom OP- in den Konzertsaal

Dass Musik keine heilende, dafür aber immerhin lindernde Kräfte besitzt, ist inzwischen von zahllosen Untersuchungen und Studien belegt. So wird etwa die Motorik von Parkinson-Patienten verbessert, wenn sie sich rhythmisch zu Musik bewegen. Oder an Alzheimer Erkrankte bekommen große Augen, wenn sie plötzlich Lieder oder Melodien aus ihrer Kindheit hören. Doch Musik kann nicht nur im Rahmen spezieller medizinischer Fachgebiete helfen. Auch die Ärzteschaft gönnt sich immer wieder eine aktive Erholungsphase vom stressigen OP-Alltag und greift dafür zu Geige oder zur Posaune. Und wenngleich der Terminkalender eine intensive Probenarbeit selten genug zulässt, gibt es doch inzwischen in Deutschland 26 Ärzteorchester. Ob Chirurgen oder Orthopäden, ob Zahnärzte oder HNO-Götter in Weiß – es gibt keine Fachrichtung, die keinen Freizeitspaß an Beethoven & Co. hätte. Genau das trifft nun auch für die Mitglieder der Bundesärztephilharmonie zu, die sich im August 2015 gegründet hat und jetzt am 3. Oktober in der Hamburger Laeiszhalle ihr Gründungskonzert gibt (www.bundesärztephilharmonie.de).
Einmal im Jahr werden fortan die besten musizierenden Medizinstudenten und Ärzte, aber auch Instrumentalisten aus anderen Berufsgruppen zu einer etwa fünftägigen Probenphase mit anschließendem Konzert eingeladen. Wobei das unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Bundesärztekammer Frank-Ulrich Montgomery stehende Orchester sich keinesfalls nur mit dem Standardrepertoire beschäftigen will. Vielmehr sollen vor allem anspruchsvolle, zu Unrecht weniger aufgeführte Werke für eine große Orchesterbesetzung aufgeführt werden. Für das erste Konzert hat man daher neben der 2. Sinfonie von Jean Sibelius auch den „Chant funèbre“ des Franzosen Alberic Magnard sowie Marko Mihevcs Ouvertüre und Tanzsuite aus „Baba Jaga“ ausgewählt. Es dirigiert Jürgen Bruns, seines Zeichens künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Kammersymphonie Berlin. Der Erlös des Abends – und damit doch wieder eine medizinische Hilfeleistung – kommt der unschätzbar wertvollen Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ zugute.

Guido Fischer



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