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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Bekam den bedeutenden "Kyoto"-Preis: Hamburgs Ballettchef John Neumeier (c) Steven Haberland/Hamburgballett.de

Pasticcio

Vorbild

Spätestens vor zehn Jahren wurde dem Hamburger Ballettchef John Neumeier bereits klar, dass er sich zumindest augenscheinlich schon auf der Zielgeraden seiner langen und großen Laufbahn befindet. Denn 2006 und 2007 erhielt er mit dem „Prix Nijinsky“ und dem „Deutschen Kritikerkreis“ zwei bedeutende Auszeichnungen diesmal für sein Lebenswerk. Dabei war Neumeier damals erst Mitte Sechzig und weit davon entfernt, sich aufs Altenteil zu setzen. Fast zehn Jahre später ist der Amerikaner, der seit einer halben Ewigkeit in Hamburg lebt und arbeitet, weiterhin im Dienst und äußerst kreativ. Schließlich ist für ihn allein die Zusammenarbeit mit jungen Tänzern und hoffnungsvollen Choreographien Antrieb und Inspiration genug.
Nun wurde erneut das Leben und Schaffen dieses Ausnahmekünstlers mit einem der gewichtigsten Kulturpreise bilanziert, die die Welt zu vergeben hat. Es ist der japanische „Kyoto-Preis“, mit dem herausragende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft geehrt werden. So nahm auch Neumeier im Rahmen einer großen Zeremonie in der alten japanischen Kaiserstadt die mit immerhin rund 360.000 Euro dotierte Auszeichnung entgegen. „Mit Demut, einem tiefen Ehrgefühl und großer Freude nehme ich den Kyoto-Preis 2015 in der Kategorie ‚Kunst und Philosophie‘ an“, so Neumeier bei der Preisverleihung. John Neumeier habe die Essenz der beiden Genres dramatisches Ballett und abstraktes Ballett vereint und die Kunst in eine neue Dimension befördert, hieß es in der Begründung.
Seit 1973 ist der Geehrte in der Hansestadt Direktor des Balletts und gastierte mit seiner Compagnie immer wieder auch in Japan. Im Rahmen der Preisverleihung erinnerte er sich etwa an das allererste Gastspiel 1986 in Japan. Nach einer der ersten Vorstellungen war er eingeladen worden, das Publikum zu begrüßen. Und auf dem Podium stand er zwischen der deutschen und der japanischen Flagge, den Flaggen der beiden größten Feinde seines Landes während seiner Kindheit. „Ich, ein Amerikaner, überbrachte nun durch meine Arbeit, meine Choreografie und meine Gruppe internationaler Künstler eine kulturelle Botschaft von Frieden und Versöhnung.“ Und genau von dieser Botschaft ist er bis heute mit seiner unerschöpflichen Fantasie nicht abgerückt.

Guido Fischer



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