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13. - 24.04.2024

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Schätze für den Plattenschrank

Luxus-US-Tour

Vladimir Horowitz soll, so haben es zumindest Fans nachgezählt, zwischen 1953 und seinem Todesjahr 1989 lediglich 140 Solo-Recitals gegeben haben. Für einen Pianisten dieser Sonderklasse mag das wenig erscheinen. Aber Horowitz musste stets auch aus gesundheitlichen Gründen extrem lange Pausen einlegen. Zum Glück liefen aber während seiner Tourneen durch die USA immer wieder die Aufnahmegeräte mit. Nun sind auf einen Schlag gleich 25 Solo- Konzerte erstmals ungeschnitten, in voller Gänze veröffentlicht worden. Die Live-Mitschnitte stammen aus dem Zeitraum 1966 – 1983. Und bis auf einen Abstecher nach London (22. Mai 1982) reicht die Konzertroute einmal quer durch die USA, von New York über Chicago bis nach Oakland.
Viele der Konzerte sind zwar in Ausschnitten bereits auf Vinyl bzw. CD zu hören gewesen. Doch auch diese erleben jetzt quasi eine Premiere, da sie nicht in der radikal überarbeiteten, klinisch fehlerfreien Vinyl-Fassung erscheinen, sondern mit all ihrer unmittelbar packenden Kraft. So hat jetzt der Original-Mitschnitt der von Horowitz 1976 in Pasadena schonungslos und wild entflammten 5. Klaviersonate von Skrjabin nichts mit dem Tondokument zu tun, das einmal als „The Horowitz Concerts 1975/1976“ erschienen ist. Unter den Mitschnitten finden sich zudem auch komplette Erstveröffentlichungen, die einem den Atem rauben. Geradezu erschüttert ist man, wie der 1983 erkrankte, fast 80-jährige Pianist sich in Boston und New York durch Beethovens op. 101 sowie – als Repertoire-Novität – durch Schumanns „Carnaval“ quält. Beim Konzert im Weißen Haus am 26. Februar 1978 ließ er hingegen direkt nach „The Star-Spangled Banner“ mit Chopins 2. Sonate ein ungeschöntes Seelendrama in vier Sätzen folgen (reinster Irrwitz dann: der Rausschmeißer mit Horowitz’ „Carmen-Variationen“). Und was für ein begnadeter Kolorist Horowitz eben auch war, unterstrich er am 11. November 1966 in New Heaven mit Debussy.

The Unreleased Live Recordings 1966 – 1983 (50 CDs)

Vladimir Horowitz

Sony

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Guido Fischer, 17.10.2015, RONDO Ausgabe 5 / 2015



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