Startseite · Interview · Gefragt
RONDO: Max Regers Orgelschaffen gehört zumindest für deutsche Organisten zum festen Repertoire-Pfeiler. Können Sie sich noch an Ihr erstes Reger-Erlebnis erinnern?
Bernhard Buttmann: Als Jugendlicher hatte ich die Introduction & Passacaglia d-Moll WoO gehört und war sofort von dieser Musik fasziniert. Und mit diesem Stück, das nun ebenfalls auf der ersten Folge der Reger-Gesamtaufnahme zu hören ist, habe ich mich dann erstmals auch als Organist beschäftigt. Trotz seiner eigentlich kurzen Spieldauer offenbart es den ganzen, geballten Reger. Und im Gegensatz zu anderen Werken ist es zudem von einer leidlichen Spielbarkeit.
RONDO: Regers Bewunderung für Bach ist legendär – was ihm bisweilen den Ruf des neo-barocken Epigonen eingebracht hat …
Buttmann: Es war der Reger-Freund Karl Straube, der schon früh darauf hingewiesen hat, dass die Beziehung Regers zu Bach nicht so eng war wie man heute annimmt. Natürlich war er bei Bach zutiefst beheimatet. Mein Ansatz ist aber ein ganz anderer. Ich versuche, Reger als ein Kind des späten 19. Jahrhunderts zu begreifen. Seine musikalische Herkunft ist von Beethoven, Schumann und nicht zuletzt von Brahms und auch von Wagner bestimmt. Und gerade in seinen frühen Orgel-Werken hat er sich enorm aus dem Fenster gelehnt, was die Harmonik angeht.
RONDO: Trotzdem hat Reger gerade seine Werke von op. 1 bis op. 20 einmal als „vollendeten Mist“ abgetan.
Buttmann: Dementsprechend werden sie auch wahrgenommen. Ich habe etwa die Drei Stücke op. 7 und die Suite e-Moll op. 16 erst durch das Reger-Projekt kennengelernt. Und ich habe festgestellt, dass es nichts Hartnäckigeres gibt als angelesene Vorurteile. Gerade die wunderbare e-Moll-Suite, die mit ihrer Spieldauer von rund 45 Minuten natürlich ein unglaublich überspanntes Stück ist, war für mich eine große Entdeckung. Und dass das Präludium & Fuge C-Dur eine Bach-Kopie sein soll, gehört für mich ebenfalls zu den weiter geschriebenen Vorurteilen. Für mich hat die Fuge ganz starke Anklänge an die „Händel-Variationen“ von Brahms, die Reger nachweislich gespielt hat.
RONDO: Für die erste Folge Ihrer Gesamteinspielung haben Sie gleich vier Orgeln ausgewählt …
Buttmann: Ich wollte Instrumente der Reger-Zeit verwenden, aber auch neuere Instrumente, die die Reger´sche Klangvorstellung abbilden. In Wiesbaden, wo Reger die e-Moll-Suite komponiert hat, habe ich diese sowie das Opus 7 eingespielt. Und neben der wichtigen Reger-Stätte München mit ihrer in St. Rupert aufgebauten Maerz-Orgel durfte natürlich nicht die Weidener Kirche St. Michael fehlen, wo Reger Orgel gespielt hat – wenngleich an einem Instrument, das längst Geschichte ist.
Guido Fischer, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 3 / 2013
Der helle Klang
Vor 50 Jahren wurde der Scharoun-Bau eingeweiht. Ein Blick mit Tonmeister Christoph Franke hinter […]
zum Artikel
Schweigen ist Gold
Die Unterstützung des Krim-Referendums hat Gergiev viel böses Blut eingehandelt. Die Forderung […]
zum Artikel
Happy Birthday & Halle-luja!
Vor genau 100 Jahren ehrte die Geburtsstadt Händels den großen Barocksohn erstmals mit einem […]
zum Artikel