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(c) Monika Rittershaus
Ein peinlich spätes Debüt von Peter Konwitschny als Opernregisseur bei den Salzburger Festspielen. Aber nicht zu spät. Sein Lebensthema, die entfremdete Geschlechterspannung zwischen Mann und Frau, trifft nirgendwo auf einen triftigeren Stoff als in Wolfgang Rihms 1992 uraufgeführtem Musiktheater „Die Eroberung von Mexico“. Der Konquistador Hernán Cortés nähert sich dem mit einer Sängerin besetzten Montezuma wie ein Kavalier beim ersten Blind date. Die Rosen werden zurückgewiesen, man entfremdet sich rasch.
Bald taucht der Verführer durch die kalte Küche wieder auf. Im Stil eines Kroetz-Kammerspiels (Ausstattung: Johannes Leiacker) interpretiert Konwitschny den Überfall als ruppige Brautwerbung eines eleganten Machos. Die Überblendung von Kolonialismus und Antifeminismus gelingt kongenial. So glückt in Salzburg mit einem Stück über Antiemanzipation das Wunder, dass manche im Publikum Rihms Musik für uneingängig, die Regie des ehemaligen Skandaluzzers Konwitschny aber für umso überzeugender hielten.
Gewiss war Wolfgang Rihm bei der Uraufführung 1992 in Hamburg noch nicht der intellektuelle Salonlöwe und Blütenleser der Neuen Musik, der er heute ist. Sondern ein akademischer Handwerker aus Karlsruhe, dem mit „Tutuguri“ (1982) und „Oedipus“ (1987) erste Bühnenerfolge geglückt waren. Hört man die Hechelchöre, Trommelkanonaden, den sphärischen Aztekenpuls und die sich auf 2 ½ Stunden ausdehnenden Transparenzgewitter, so staunt man nicht schlecht über die barocke Rhythmen- und Formenfülle, zu der sich Rihm damals inspirieren ließ. Da wabert nichts. Und da flüchtet sich auch niemand auf das hehre Eiland literarischer Solitüde.
Angela Denoke senkt ihre Sopran-Sonde tief in die erratische Friedenswilligkeit Montezumas. Bo Skovhus singt als emphatischer Cortés die vielleicht schönste Rollengestaltung seines Lebens. Die Chöre vom Band stammen von Gerard Mortiers Wiederausgrabung des Werkes 2013 in Madrid. Meisterhaft. Altmeisterhaft.
Robert Fraunholzer, 05.09.2015, RONDO Ausgabe 4 / 2015
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