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N° 1354
20. - 29.04.2024

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am 27.04.2024



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Den Dolch im Gewande? Katharina Wagner und die scheidende Eva Wagner-Pasquier, hier 2009 (c) Wikimedia Commons

Pasticcio

Alle Jahre wieder...

Es geht einfach nicht ohne. Als ob die bunten Feuilletonseiten nur sehnsüchtig darauf warten würden, mit dem neuesten Bayreuth-Klatsch bedruckt zu werden, bietet der Wagner-Clan pünktlich vor Festspielbeginn das entsprechende Futter. In den letzten Jahren sorgten die beiden leitenden Wagner-Half-Sisters Katharina und Eva wenigstens noch mit künstlerischen Entscheidungen für Aufmerksamkeit. In diesem Jahr wurde aber einfach einmal ein Gerücht gestreut – und schon sind die Redaktionsstuben und sogar die Dirigentenprominenz in allerhellster Aufregung. Kirill Petrenko, Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper und seines Zeichens Bayreuther Shooting-Star, hatte angesichts der Causa „Eva Pasquier-Wagner“ kurzfristig damit gedroht, aus Protest seine diesjährigen Engagements abzusagen. Und Kollege Barenboim meldete sich aus dem fernen Berlin empört zu Wort und sprach von einem „menschenunwürdigen Umgang“! Doch auch dieser Rage entbehrt es tatsächlich weiterhin an handfesten Fakten.
Worum ging es? Angeblich, so hatte es die „Süddeutsche Zeitung“ zuerst vermeldet, soll Eva Wagner-Pasquier für den Zeitraum vom 1. Juni bis 21. Juli ein Hausverbot auf dem grünen Hügel ausgesprochen bekommen haben. Und weiterhin heißt es, dass dahinter Christian Thielemann steckt, der die Eröffnungspremiere „Tristan und Isolde“ dirigiert und ein gespanntes Verhältnis zu Wagner-Pasquier haben soll. Doch sowohl Thielemann wie auch die Festspiele GmbH und der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Georg von Waldenfels, haben diesen Vorwurf dementiert. „Keiner wird am Hügel stehen und zu Frau Wagner-Pasquier sagen, sie habe hier nichts zu suchen", so Waldenfels.
Schon 2014 hatte die Wagner-Urenkelin ihren Rückzug von der künstlerischen Leitung im Herbst 2015 angekündigt und zugleich mitgeteilt, sich nicht mehr in den künstlerische Ablauf der diesjährigen Festspielen einzumischen. Warum also sollte man die gute Frau zur Persona non grata machen? Bis dieser publikumswirksame Fall sich endgültig als harmlose Luft- und PR-Nummer entpuppen wird, schenken wir Nike Wagner kurzerhand Gehör. Die mit Katharina und Eva nicht unbedingt freundschaftlich verbundene Cousine hat gerade ihren 70. Geburtstag gefeiert und als Intendantin des Bonner Beethovenfests gefordert, endlich auf die Aufführung des für sie unzeitgemäßen Choralsatzes aus Beethovens 9. Sinfonie zu verzichten. Die Wagners – sie halten wirklich die Musikwelt in Atem.

Guido Fischer



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