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N° 1354
20. - 26.04.2024

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am 27.04.2024



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Vokal total

Agostino Steffani wurde nicht von Cecilia Bartoli wiederentdeckt, sie hat ihn ob ihrer Marktstellung und -macht nur erfolgreicher durchsetzen können als Thomas Hengelbrock. Der allerdings grub mit „Niobe, regina di Tebe“ bereits 2008 bei den Schwetzinger Festspielen ein Werk des vielseitig talentierten Italieners aus und überführte dessen letzte Oper für den Münchner Hof zwei Jahre später auch ans Royal Opera House in London. Ein Rätsel, warum der Mitschnitt dieser Produktion erst jetzt erscheint, nachdem im Januar eine Studioaufnahme des „Dramma per musica“ veröffentlicht wurde und Thomas Hengelbrock, dem die Aufführungsedition zu verdanken ist, dadurch um die Ehre der Ersteinspielung kam. Sein Ensemble wird von Véronique Gens dominiert, die in der Titelrolle die Vorzüge ihrer aparten Stimme ideal ausspielen kann, ohne in höhere Regionen vordringen zu müssen. Jacek Laszczkowski betört als Anfione nicht durch Schönklang, er gehört zu den Countertenören, die in ihrer Expressivität von der Bühne profitieren. Gleichwohl macht sein Stimmfachkollege Iestyn Davies als Gegenspieler Creonte ‚più bella figura‘. Den farbigen Orchesterpart dieser lohnenden Oper lotet das Balthasar-Neumann-Ensemble aufs Üppigste aus.

Opus Arte/Naxos

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Ein komplettes Gesangsrecital mit Mandolinenbegleitung dürfte wohl nur bei wenigen Musikfans im CD-Regal stehen. Das Ensemble Artemandoline birgt seit knapp 15 Jahren in Bibliotheken verborgene Schätze für dieses Instrument und hat sich auf seiner neuesten Aufnahme mit der Sopranistin Nuria Rial zusammengetan. „Sospiri d‘amanti“ durchforstet zumeist wenig bekanntes Repertoire des Settecento, das die Mandoline zu Beginn des Jahrhunderts von ihrer virtuosen Seite zeigt, quasi als zweite Solostimme im Wettkampf mit der Sängerin, während ihr an seinem Ende eher die Funktion der Begleiterin zukommt, die eine zusätzliche Farbe beisteuert. Nuria Rial ist wie immer bezaubernd, ganz Anmut und Charme, doch egal, wie schön diese Arien auch sind, und egal, wie gut sie gesungen werden, auf Dauer lässt sich doch eine gewisse Gleichförmigkeit nicht vermeiden: Das ist nicht unbedingt eine CD, um sie am Stück zu hören.

deutsche harmonia mundi/Sony

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Anna Bonitatibus porträtierte vergangenes Jahr die assyrische Königin Semiramis, jetzt durchleuchtet Ann Hallenberg auf „Agrippina“ für dasselbe Label – ein erneutes Dankeschön an die Schweizer Sony-Filiale! – den Charakter der drei römischen Kaisergattinnen dieses Namens. Stilistisch konnte das Semiramis-Programm weiter gefasst werden, die Erkundung der Agrippinas beschränkt sich zwangsläufig auf den Barock, deckt (mit einer Ausnahme) grob die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts ab, fasziniert deshalb aber nicht weniger. Vor allem, weil es Ann Hallenberg reichlich Gelegenheit bietet, einmal mehr ihre Ausnahmequalitäten unter Beweis zu stellen. Ihr klarer, warmer Mezzosopran ist nach wie vor geschmeidig und schmelzreich, absolut furchtlos stellt sie sich auch extremen vokalen Herausforderungen, weil technische Schwierigkeiten für sie schlicht nicht existieren – bei ihr klingt alles völlig unangestrengt und selbstverständlich. Allein „Mi paventi il figlio indegno“ aus Carl Heinrich Grauns „Britannico“ genügt da als Beweis, die Arie würde fast jeder anderen Sängerin den Angstschweiß auf die Stimmbänder treiben. Doch wenn die Schwedin singt, lächelt Apollo selig beglückt im Olymp.

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Michael Blümke, 30.05.2015, RONDO Ausgabe 3 / 2015



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